Kolumbien / Politik / Militär

Kontakte zu Paramilitärs in Kolumbien: Erneut Senator in Haft

Weiterer Fall von Zusammenarbeit von Milizen und Politikern in Kolumbien. Zahl der internen Vertriebenen auch 2008 gestiegen

Bogota. Heute wurde in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá ein weiteres Mitglied des Senats verhaftet. Juan Carlos Martínez wird vorgeworfen, dass er politische Verbindungen zu den rechtsradikalen Paramilitärs unterhält, die in dem lateinamerikanischen Land als Söldnerarmee gegen die Zivilbevölkerung vorgehen. Belastet wird der Politiker aus der Region Valle del Cauca von Aussagen demobilisierter Paramilitärs. Danach sei der Politiker der Ansprechpartner für zwei Blöcke der Para-Organisation Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) in der Region. Bei den Wahlen im Jahr 2006 hätten die AUC dafür gesorgt, dass Martínez in den von ihnen kontrollierten Gebieten gewählt werde. Außerdem liegt der Staatsanwaltschaft ein Video vor, auf dem Martínez einem Familientreffen eines bekannten Clans von Drogenhändlern auftritt, berichtete heute der Nachrichtensender TeleSur. Damit ist Martínez der aktuellste Fall in dem seit 2006 anhaltenden Parapolitic-Skandal. Eine Vielzahl von Parlamentsabgeordneten und mit Mitgliedern des Kabinetts von Präsident Uribe sind Ziel von Ermittlungen wegen Beteiligung an Morden, Entführung und Geldwäsche sowie wegen Wahlfälschungen. Die Verfahren machen auch deutlich, dass die Strukturen der rechten Milizen auch nach ihrer Demobilisierung weitgehend intakt sind.

Passend dazu legten heute Menschenrechtsorganisationen in Kolumbien die aktuellen Zahlen über interne Vertreibungen vor. Auch 2008 haben die Vertreibungen wieder zugenommen. Die Consultoría para los Derechos Humanos y Desplazamientos (Codhes) informierte, dass etwa 390.000 alleine im letzten Jahr Opfer interner Vertreibungen wurden. Das entspricht etwa 76.000 Familien. Im Verhältnis zu 2007 bedeutete dies einen Anstieg um 24,47%. Seit 2006 stellte Codhes verstärkt die Tendenz fest, dass die bäuerliche Bevölkerung als militärisches Ziel und ihr Besitz als Kriegsbeute behandelt wird. Nach Angaben der Organisation wurden etwa 3 Millionen Menschen in den letzten Jahren vertrieben. Am stärksten betroffen sind 34 indigene Gemeinschaften, für die das Verfassungsgericht inzwischen einen "humanitären Notstand" ausrief.