International

Opec drosselt Öl-Förderung

Produktionskürzung um mehr als fünf Prozent nach Preisverfall. Venezuela weist Spekulationen um Haushaltsprobleme zurück

Wien. Auf ihrem 150. außerordentlichen Ministertreffen am heutigen Freitag in Wien hat die Organisation Erdöl-exportierender Länder (OPEC) eine Reduzierung ihrer Öl-Förderung ab 1. November um 1,5 Millionen Barrel (159 Liter) täglich beschlossen. Damit will sie den freien Fall des Rohölpreises aufhalten. Wegen des rasanten Preisverfalls auf unter 70 US-Dollar pro Barrel hatte die OPEC ihren Sondergipfel auf diesen Freitag vorverlegt, obwohl er eigentlich erst für Mitte November geplant gewesen war. Laut Agenturberichten habe unter den Mitgliedsländern Einigkeit über eine Produktionssenkung geherrscht, auch wenn Länder wie Iran auf eine weitergehende Reduktion der Förderung gedrängt haben sollen.

Das nächste OPEC-Ministertreffen soll am 17. Dezember in Algerien stattfinden. Spätestens dann soll über eine weitere Senkung der Ölproduktion entschieden werden. Die OPEC behält sich vor, auch früher schon zu reagieren, sollte der Preisverfall nicht abbrechen. Seit dem Spitzenstand im Sommer hat sich der Rohölpreis mehr als halbiert und steht heute bei knapp über 60 US-Dollar pro Barrel.

Venezuela: Keine Gefahr für Haushalt

Vertreter des OPEC-Mitglieds Venezuela zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis der Tagung. Außerdem wies die Regierung in Caracas erneut Spekulationen zurück, dass der venezolanische Staatshaushalt ohne erneuten Ölpreisanstieg Probleme bekommen könnte und verweist auf die in den letzten Jahren angehäuften Devisenreserven und ihre zurückhaltende Kalkulation für die Öl-Einnahmen. Im kürzlich vorgestellten Entwurf des Haushaltes 2009 kalkulieren die Südamerikaner mit einem Ölpreis von 60 US-Dollar.

Venezuelas Präsident Hugo Chávez zeigte sich empört und verwies auf die vergangenen Jahre: "2004 war der Ölpreis bei knapp 33 US-Dollar und unser Bruttosozialprodukt ist fast 15 Prozent gewachsen, außerdem haben wir damals unsere Anstrengungen im sozialen Bereich extrem ausgeweitet". Er bezeichnete die entsprechenden Meldungen als Angstkampagne, um in der venezolanischen Bevölkerung Unruhe zu stiften. Der Wirtschaftswachstum und der Ausbau des Sozialstaates würden weitergehen, versicherte der Staatschef.

Trotzdem werden Experten der krisengeschüttelten Großbanken besonders aus den USA nicht müde zu betonen, dass Venezuela "besonders anfällig" gegenüber einer Abkühlung des Rohstoffmarktes sei - und viele Medien beten dies nach. So führen dieser Tage Tageszeitungen Berechnungen der ehemaligen Investmentbank Goldmann Sachs an, die besagen, dass Venezuela einen Ölpreis von 80 bis 100 US-Dollar bräuchte, um seinen Haushalt stabil zu halten, und stellen damit die offiziellen Verlautbarungen der Regierung in Frage. Offensichtlich glaubt man hierzulande den bankrotten Bankern immer noch mehr als den offiziellen Angaben aus Caracas.


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