Venezuela

Zapatero will der bessere Chávez sein

Der spanische Regierungschef soll im Auftrag des kolumbianischen Präsidenten mit der FARC verhandeln

Madrid. Der spanische Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero (PSOE) will bei weiteren Verhandlungen mit den marxistisch-leninistischen Revolutionären Streitkräften von Kolumbiens (FARC) als Vermittler auftreten. Das berichtet die spanische Tageszeitung El País in ihrer Ausgabe vom 24. Januar. Der Sozialdemokrat traf seine Entscheidung bei einem anderthalbstündigen Treffen mit dem kolumbianischen Staatspräsidenten Álvaro Uribe in Madrid. Letzterer möchte die Gruppe der internationalen Vermittler, zu denen auch Frankreich und die Schweiz gehören, reaktivieren, um den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez aus dem Verhandlungsprozess auszuschliessen.

Bei den Gesprächen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC geht es um die Freilassung von etwa 50 Personen, die sich in den Händen der Guerilla befinden. Im Gegenzug sollen 500 gefangene FARC-Mitglieder freikommen.

Im August 2007 hatte Uribe seinen venezolanischen Amtskollegen Chávez und die kolumbianische Senatorin Piedad Córdoba mit der Vermittlung beauftragt. Als die Bemühungen des Duos erste Anzeichen eines Erfolges zeigten, entzog der Kolumbianer den beiden Vermittlern im November das Mandat. Chávez und Córdoba machten trotzdem weiter. Trotz aller Querschüsse aus Bogotá gelang es ihnen, dass die FARC am 10. Januar 2008 zwei Geiseln freiließ. Dieser Erfolg erhöhte das Ansehen von Chávez in der Region. Gleichzeitig forderte der Bolivarianer, die FARC möge von der Internationalen Terror-Liste gestrichen werden. Der Comandante der Bolivarianischen Revolution setzt auf eine politische Lösung des kolumbianischen Bürgerkriegs, der bis nach Venezuela hineinwirkt.

Dieser Entwicklung will Uribe entgegenwirken, indem er Zapatero mit der Vermittlungsmission betraut. Bereits 2004, kurz nach seinem überraschenden Wahlsieg, schlüpfte der Spanier in diese Rolle. Damals wollte er im Konflikt zwischen Bogotá und Caracas vermitteln. Aber schließlich fanden Uribe und Chávez einen Ausweg ohne Zapateros Hilfe.

Die Ernennung des Soziademokraten zum Vermittler scheint auch eher dem Wahlkampf geschuldet: am 9. März entscheiden die Spanier über seine Wiederwahl. Der Wahlsieg ist ihm keineswegs sicher. Über seine Befähigung als Vermittler darf gestritten werden: die Verhandlungen mit der baskischen Untergrundorganisation ETA scheiterten im Juni 2007, weil sich Zapatero nicht an die getroffenen Absprachen hielt.

Ähnliches scheint sich auch in Sachen Kolumbien abzuzeichnen: der spanische Premier startete seine Mission, laut El País, mit einem "fordernden Appell" an die FARC. Diese solle eine internationale Ärztekommission zu den 700 bis 1000 Geiseln lassen, verlangte der Politiker. Die Guerilla lehnte Zapateros Anliegen ab.