Kolumbien / Politik

Freiheit boykottiert

Mission zur Freilassung von drei Gefangenen der kolumbianischen Guerilla vorerst gescheitert. Chávez und weitere Staaten zur Wiederaufnahme bereit

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Freiheit boykottiert
Hugo Chávez mit der Mutter der FARC-Gefangenen Rojas

Villavicencio/Caracas. Die Freilassung von drei Gefangenen der FARC-Guerilla ist in Kolumbien zu Wochenbeginn vorerst gescheitert. Die Übergabe der zwei Frauen und eines Kleinkindes habe wegen anhaltenden Militäraktionen nicht realisiert werden können, heißt es in einem Kommunique der "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens". Venezuelas Staatschef Hugo Chávez, der die als "Operation Emmanuel" bezeichnete humanitäre Aktion initiiert hatte, verlas das Schreiben am Montagabend im venezolanischen Fernsehen. Kurz zuvor hatten Unterstützer aus sieben Ländern den kolumbianischen Ort Villavicencio verlassen. Nach dem vorläufigen Scheitern der Aktion gaben sich die Staatschefs von Venezuela und Kolumbien, Hugo Chávez und Álvaro Uribe, gegenseitig die Schuld.

Das Verhältnis zwischen beiden Präsidenten ist belastet, seid Uribe seinem venezolanischen Amtskollegen im November nach sieben Wochen das Mandat für Verhandlungen entzogen hatte. Chávez war im August gemeinsam mit der linksliberalen kolumbianischen Senatorin Piedad Córdoba beauftragt worden, auf einen Austausch der Gefangenen von Guerilla und Regierung hinzuwirken. Nach dem Abbruch dieser ersten Vermittlungsmission war beiden Verhandlungsführern aus Kreisen der rechtsgerichteten Regierung in Bogotá vorgeworfen worden, "guerillafreundliche" Positionen eingenommen zu haben. Die Regierung Uribe befürwortet einen strikt militärischen Kurs gegen die linksgerichteten Rebellen. Venezuela plädiert wie auch große Teile der kolumbianischen Opposition für eine Verhandlungslösung in dem Konflikt mit der Guerilla. Beide Seiten weisen darauf hin, dass die Auseinandersetzung soziale Ursachen hat.

Auch das Scheitern der "Operation Emmanuel" scheint auf die Militärpolitik der Hardliner in Bogotá zurückzuführen zu sein. Uribe habe die humanitäre Lösung "gesprengt", sagte Chávez, weil er keine Waffenruhe akzeptiert habe. Die FARC hatten sich zu einem solchen Schritt bereit erklärt. Uribe selbst dementierte diese Version; auch der "Hochkommissar für den Frieden" der kolumbianischen Regierung, Luis Carlos Restrepo, wies die Anschuldigungen vehement zurück. Von den Rebellen kämen nur "Lügen und Betrug". Belege dafür, dass es keine Militäraktionen gegeben habe, legte die Regierung nicht vor.

Chávez kündigte indes an, sich weiter für die Befreiung der 44jährigen Clara Rojas, Wahlkampfchefin der ebenfalls gefangenen damaligen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, ihres dreijährigen Sohnes Emmanuel der ehemaligen Abgeordneten Consuelo González (57) einzusetzen. Besonders die Geschichte des Jungen Emmanuel hatte die Gemüter in Kolumbien bewegt. Der Junge Emmanuel wurde in Gefangenschaft geboren. Sein Vater ist einer der Guerilleros. Die Geschichte von Clara und Emmanuel Rojas führt selten deutlich das Dilemma der Gefangenen vor Augen: Weil sich die Regierung Uribe Verhandlungen verweigert, müssen sie lange Jahre in Gefangenschaft verbringen. Angehörigenorganisationen werfen der Staatsführung deswegen Gleichgültigkeit vor.

Nach der scheinbaren Sabotage der humanitären Aktion will Chávez nun "alternative Wege" suchen, um die Freilassung der drei Gefangenen und anderer Menschen zu erreichen, die sich in der Hand der Guerilla befinden. Unterstützt wird er dabei von den so genannten Garanten aus Frankreich, der Schweiz, Argentinien, Kuba, Brasilien, Bolivien, Spanien und vom Internationalen Roten Kreuz. Sie alle bedauerten das Scheitern der Mission am Montag. Der frühere argentinische Staatschef Néstor Kirchner erklärte nach seiner Rückkehr in Buenos Aires jedoch, man sei zur Wiederaufnahme des Prozesses bereit, "wenn alle Sicherheitsgarantien erfüllt sind".


Quellen: Nachrichtenagenturen