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Bertinotti in Caracas

Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer besucht Venezuela. Annäherung zwischen beiden Ländern fortgesetzt

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Bertinotti in Caracas
Herzliche Begrüßung: Hugo Chávez mit Fausto Bertinotti

Caracas. Eine Gruppe italienischer Parlamentarier hat vergangene Woche Venezuela besucht. An der Spitze der Delegation: der Präsident der Abgeordnetenkammer Fausto Bertinotti. Der italienische Linkspolitiker hielt in der venezolanischen Hauptstadt eine Rede vor der Nationalversammlung und wurde von Präsident Hugo Chávez empfangen. Die Vertreter beider Länder berieten über Möglichkeiten einer Vertiefung der Beziehungen. Als erstes Projekt sollen Kooperationen auf regionaler Ebene aufgenommen werden.

Bereits in dieser Woche solle eine venezolanische Kommission nach Italien reisen und einige Regionen besuchen um die Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit auszuloten, verlautete es aus diplomatischen Kreisen. Bertinotti betonte, dass die direkte solidarische Kooperation von Landesteilen ein zukunftsweisendes Element für die internationale Kooperation sei. Er wolle Venezuela an italienischem Know-how teilhaben lassen. So soll die Zusammenarbeit die Entwicklung der Regionen fördern. Der Schwerpunkt liege auf technologischer, landwirtschaftlicher und energiewirtschaftlicher Zusammenarbeit.

Bei dem Treffen mit Chávez im Präsidentenpalast Miraflores sprachen der Ex-Vorsitzender der Linkspartei Rifondazione Comunista (Partei der Kommunistischen Neugründung) und der venezolanische Präsident auch über die Fortschritte in dem Bemühen für einen Friedensprozess in Kolumbien und einen Gefangenaustausch. Kein Konflikt auf der Welt könne militärisch gelöst werden, es müsse nach politischen Wegen für eine Lösung gesucht werden, sagte Bertinotti bei dem Gespräch nach Angaben des venezolanischen Außenministers Nicolás Maduro.

Bei seiner Rede vor der Nationalversammlung betonte Bertinotti die Notwendigkeit einer Demokratisierung der internationalen Organisationen und den Ausbau der solidarischen internationalen Zusammenarbeit und Integration. Exemplarisch sind dabei für ihn lateinamerikanische Projekte wie die Bank des Südens und die Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur. Eine historische Notwendigkeit sei die Schaffung einer multipolaren Welt, betonte Bertinotti. Damit könne ein wirklicher "Dialog der Zivilisationen" ermöglicht werden, unter Respekt vor dem jeweiligen Entwicklungsweg jeden Landes und dem gewählten ökonomischen und sozialen Modell. Europa und Lateinamerika falle da besondere Verantwortung zu.

Des Weiteren unterstützte Bertinotti die Ausweitung von partizipativer Demokratie. Die repräsentative Demokratie sei notwendig, aber nicht ausreichend, so der Abgeordnete, da bei dieser Form viele gesellschaftliche Kräfte ausgeschlossen blieben. Er sehe in Ländern wie Bolivien und Venezuela einen Prozess der "Wiedergeburt der Politik", die eine neue Relation zwischen Politik und Bevölkerung ermögliche.

Vor seiner Rede hatte der Präsident der Abgeordnetenkammer an einer Konferenz über partizipative Demokratie in der bolivarischen Universität von Caracas teilgenommen. Ein Besuch im Entwicklungskern für endogene Entwicklung Fabricio Ojeda in Caracas (Núcleo de Desarrollo Endógeno) gehörte ebenfalls zum Programm. Unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung werden dort Produktionsstätten aufgebaut und soziale Dienstleistungen zur Verfügung gestellt.

Venezuela war die letzte Station einer Rundreise von Bertinotti durch Lateinamerika. Vorher hatte er bereits Bolivien, Peru und Ecuador besucht. Zuletzt waren Chávez und Bertinotti im Mai 2006 in Rom zusammengekommen. Der 67-jährige Bertinotti war von 1994 bis 2006 Generalsekretär von Rifondazione Comunista und bis November 2007 auch Vorsitzender der Partei der Europäischen Linken.


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