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"Kuba ist Mutter der Revolutionen"

Erste Auslandsreise begonnen: Staatschef Raúl Castro zu Gast in Caracas. Zusammenarbeit mit Venezuela wird weiter ausgebaut

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"Kuba ist Mutter der Revolutionen"
Bieten eine Alternative: Castro und Chávez

Caracas. Venezuela und Kuba wollen ihre Kooperation weiter vertiefen. Am Samstag (Ortszeit) präsentierten Venezuelas Präsident Hugo Chávez und sein Gast, der kubanische Staatschef Raúl Castro, 173 Kooperationsprojekte, gemeinsam mit hochrangigen Delegationen beider Länder. Die Projekte haben einen finanziellen Umfang von zwei Milliarden US-Dollar. Es war der erste Auslandsbesuch von Castro seit Amtsantritt im Februar. Anschließend reist er nach Brasilien zum lateinamerikanischen Gipfel über Zusammenarbeit und Integration.

Der eintägige Besuch Castros stand zu Abschluss der Beratungen der neunten bilateralen Kommission, die am Ende 36 neue Vereinbarungen ausgehandelt hatte. Weitere Gemeinschaftsunternehmen sollen entstehen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Energiesektor: so will man eine Holding gründen, die die Weiterverarbeitung von Flüssiggas und Erdöl auf Kuba weiter voranbringen soll. Dazu wurde unter anderem ein Raffinerie-Neubau in der Hafenstadt Matanzas vereinbart. Im vergangenen Jahr konnte mit venezolanischer Hilfe bereits die von sowjetischen Fachleuten zu Beginn der 90er Jahre errichtete Erdöl-Raffinerie in Cienfuegos wieder in Betrieb genommen werden.

Außerdem sollen zur Förderung der technologischen Entwicklung "sozialistische Software-Entwicklungsstätten" (Fábricas Socialistas de Software) entstehen und die so genannte sozialistische Gesellschaft "Guardián del ALBA" (Wächter der ALBA) als Gemeinschaftsunternehmen gegründet werden. ALBA steht für die "Bolivarische Alternative für Amerika", ein solidarisches Handelsbündnis von lateinamerikanischen Staaten um Kuba und Venezuela, in dessen Zeichen auch die Zusammenkunft am Samstag stattfand. Raúl Castro charakterisierte die Allianz als "Werkzeug des Kampfes gegen den Neoliberalismus und die internationale Finanzkrise".

Hugo Chávez bezeichnete Kuba als die "Mutter der lateinamerikanischen Revolutionen" und betonte, dass für eine Vertiefung der Integration in ganz Lateinamerika die enge Zusammenarbeit von Kuba und Venezuela unabdingbar sei: "Falls die Welt nach dem Scheitern der neoliberalen Paradigmen irgendwann neue Beispiele benötigen sollte, so sind es die Revolutionen von Kuba und Venezuela, die eine Alternative anbieten können," betonte der venezolanische Präsident.

Seit über achten Jahren arbeiten die beiden Partner eng zusammen. Venezuela ist Kubas wichtigster Handelspartner und hilft vor Allem im Energiesektor. Kuba leistet im Gegenzug umfangreiche Unterstützung im Gesundheits-, Bildungs- und Agrarsektor. 30.000 KubanerInnen arbeiten derzeit in den Sozialprogrammen in Venezuela. Auf der Karibikinsel studieren unterdessen tausende VenezolanerInnen in Austauschprogrammen.

Hunderte Agrarfachleute aus Kuba berieten schon venezolanische Kleinbauern und Landwirtschaftskooperativen in ökologischer Landwirtschaft. Aber auch Kuba kann dem Ölriesen Venezuela in Energiefragen behilflich sein: über 800 Solaranlagen wurden mit Kubas Hilfe bereits in Venezuela installiert. Auch der Umtausch von Millionen Glühbirnen zugunsten von Energiesparlampen in Venezuela wurde mit kubanischer Unterstützung realisiert. Bisher bestehen zudem bereits zwölf Gemeinschaftsunternehmen in den Bereichen Energiewirtschaft, Industrie, Tourismus, Telekommunikation und Verkehr.


Quellen:

Bildquelle: Prensa Presidencial