Amerikas

Historischer Sieg von Morales

Eine halbe Million Menschen mehr haben Boliviens Präsident gewählt als vor zwei Jahren

La Paz. Fünf Tage nach dem Abwahlreferendum hat Boliviens Nationaler Wahlrat CNE ein vorläufiges Endergebnis vorgelegt. Demnach stimmten am vergangenen Sonntag von den vier Millionen Wahlberechtigten 2.102.477 für den Verbleib von Evo Morales im Präsidentenamt. Das sind 67,43 Prozent. Gleichzeitig bestätigten sie mit diesem Ergebnis Álvaro García Linera als Vizepräsidenten. 1.015.691 Bolivianer (32,57 Prozent) stimmten gegen das Duo. Damit haben diesmal 558000 mehr Menschen Morales gewählt als 2005. Damals erhielt er nur 1.544.374 Stimmen (53,74 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag diesmal bei 83 Prozent. Das Ergebnis basiert auf der Auszählung von 99,65 Prozent aller Wahllokale.

Nach jetzigem Stand der Auszählung behält die Regierungspartei Movimiento al Socialismo (MAS) die Präfektur von Oruro. Bisher sah es so aus, als ob der dortige Präfekt abgewählt wurde. Die rechte Opposition hat aber eindeutig die Departements La Paz und Cochabamba verloren. Der Regierung obliegt es nun, kommissarische Vertreter einzusetzen. Der abgewählte Präfekt von La Paz hat bereits angekündigt, er werde seine Absetzung nicht akzeptieren. Die Opposition kontrolliert weiter die rohstoffreichen Regionen von Santa Cruz, Beni, Pando und Tarija.

Trotz des eindeutigen Siegs von Morales hat sich die innenpolitische Situation in Bolivien nicht entschärft. Die Konfrontation zwischen der Zentralregierung und den oppositionellen reichen Departements besteht fort. Zwar hat Morales fünf seiner Minister zu Gesprächen in die abspaltungswilligen Regionen geschickt, aber es ist fraglich, ob die vier in ihren Ämtern bestätigten Präfekten und ihre abgewählte Kollegen den Dialog überhaupt akzeptieren werden. Der Regierungschef von Santa Cruz, Rubén Costas Aguilera, blieb am Donnerstag dem Treffen mit Morales' Abgesandten "aus Gesundheitsgründen" fern. Am Freitag kündigten die vier oppositionellen Departementschefs an, am 19. August werde es einen "zivilen Ausstand" geben, der sich gegen die Politik von Präsident Morales richten wird.