Amerikas

Haiti: Hunger macht wütend

Haiti: Lebensmittel überteuert. Regierung nach Protesten abgesetzt. Venezuela kündigt Hilfe an

Port-au-Prince. Nach heftigen Protesten und Unruhen aufgrund der hohen Lebensmittelpreise ist in Haiti die Regierung abgesetzt worden. Premier Jacques Edouard Alexis und sein Kabinett wurden vom Senat, der zweiten Kammer des Parlamentes, entlassen. Mit großer Mehrheit Sprachen die Abgeordneten der Regierung am Samstag (Ortszeit) das Misstrauen aus. 16 von 17 Senatoren stimmten für die Entlassung des Ministerpräsidenten.

Unterdessen hat Präsident René Préval eine Preissenkung für Reis angekündigt. Durch internationale Unterstützung in Höhe von knapp 2 Millionen Euro könne man nun den Preis für einen Sack Reis von 51 auf 43 US-Dollar (27,2 Euro) senken. Mit dem Hintergrund weltweit ansteigenden Lebensmittelpreise werde er sich für eine höhere nationale Produktion einsetzen, versprach der Präsident. Eine Senkung der Steuern auf Nahrungsmittel lehnte er jedoch unter Verweis auf die angespannte Haushaltslage ab.

Die gewaltsamen Proteste dauerten am Samstag weiter an. In der Hauptstadt Port-au-Prince wurde ein nigerianischer Polizist der Vereinten Nationen erschossen, der Lebensmittel zu seiner Einheit bringen wollte. Der Zwischenfall ereignete sich auf einem Kleidermarkt in der Nähe der Kathedrale von Port-au-Prince. Die Protestierer setzten Marktstände in Brand, die UNO-Polizei reagierte mit Tränengas und Warnschüssen. Seit Tagen patrollieren die etwa 7000 Soldaten und 1800 Polizisten der "Friedenstruppe" genannten MINUSTAH (UN-Stabilisierungsmission Haiti) martialisch durch die Straßen der Hauptstadt.

Die Inselrepublik kommt seit Tagen nicht mehr zur Ruhe: Die Versorgungslage, vor allem jedoch die rapide steigenden Preise für Grundnahrungsgüter führen zu andauernden Hungerrevolten. Immer weniger Menschen der weitgehend verarmten Bevölkerung Haitis - 80 Prozent der Einwohner müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen - können die Preise für Reis, Bohnen, Früchte und Kondensmilch zahlen. Diese sind seit dem vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegen. Nudeln kosten sogar doppelt soviel wie früher.

Venezuelas Präsident Hugo Chávez kündigte derweil Hilfslieferungen an Haiti an. Caracas werde dem Karibikstaat 364 Tonnen Lebensmittel, darunter Rindfleisch, Geflügel, Milch, Öl und Linsen, schicken, um eine "Krise zu erleichtern, die gewaltig ist", sagte der venezolanische Präsident laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP. Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents.


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