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Gaitán nach Caracas

Tochter von vor 60 Jahren ermordetem kolumbianischen Politiker möchte Gebeine ihres Vaters in das Mausoleum von Simón Bolívar überführen

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Gaitán nach Caracas
Erschütterung über Tod: Titelblatt nach der Ermordung Gaitáns

Bogotá. Die Tochter des heute vor 60 Jahren ermordeten kolumbianischen Politikers Jorge Eliécer Gaitán wünscht sich die sterblichen Überreste ihren Vaters neben denen des Befreiers von der Kolonialisierung, Simón Bolívar, in der venezolanischen Hauptstadt Caracas. Dies erklärte Gloria Gaitán im Vorfeld der Gedenkfeierlichkeiten zum 60. Todestages des vormaligen Hoffnungsträgers vor allem der ärmeren Bevölkerungsschichten in Kolumbien. Sie verspreche sich im Nachbarland eine Würdigung ihres Vaters. Die kolumbianische Regierung dagegen setze alles daran, die Spuren Gaitáns auszulöschen, so die Siebzigjährige, die zuletzt das Institut für Partizipation "Jorge Eliécer Gaitán" des Bildungsministeriums (COLPARTICIPAR) in Bogotá leitete. Bezeichnenderweise wurde dies 2004 von Präsident Álvaro Uribe aufgelöst.

Gloria Gaitán äußerte die Befürchtung, dass die Regierung auch die sterblichen Überreste ihres Vaters verschwinden lassen wolle, um sein Grab nicht zu einer Pilgerstätte für seine Anhänger werden zu lassen. Dies sei bereits mit den Gebeinen des Priesters und Guerrilleros Camilo Torres passiert. Das Grab von Gaitán befindet sich bisher auf dem Zentralfriedhof von Bogotá.

Jorge Eliécer Gaitán wurde am 9. April 1948 in Bogotá auf offener Straße erschossen. Sein Tod wurde bis heute nicht aufgeklärt, seine Anhänger machen die kolumbianischen Oligarchie und die CIA für den Anschlag verantwortlich. Der damals 45jährige Gaitán war der aussichtsreichste Kandidat bei der kurz bevorstehenden Präsidentschaftswahl. Einer seiner wichtigsten Programmpunkte war die Landreform. Auch den zu Beginn des Kalten Krieges massiv zunehmenden Einfluss der USA in der Region kritisierte er scharf.

Nach Gaitáns Tod kam es zu einem spontanen Volksaufstand in der Hauptstadt Bogotá, der in einen über zehnjährigen Bürgerkrieg mündete. In dieser Zeit entstand die Guerilla, die bis heute besteht.


Die Tageszeitung junge Welt widmete Jorge Eliécer Gaitán am 07.04.2008 einen Schwerpunkt:


Quellen: