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"Freiheit der Presse ist in Venezuela größer als in den USA"

Globalisierungskritikerin Klein im "Spiegel"-Interview zur US-Politik und lateinamerikanischen Alternative zum Freihandel

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"Freiheit der Presse ist in Venezuela größer als in den USA"
Sieht Chancen in Venezuela: Naomi Klein

Der Neoliberalismus in der westlichen Welt keineswegs im Rückzug begriffen. Das erklärte die kanadische Globalisierungskritikerin und Buchautorin Naomi Klein in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am 28.September. Die USA seien heute ähnlich brutal wie in den Zeiten vor dem "New Deal" von Präsident Roosevelt: "Die Ära der Räuberbarone erlebt weltweit ein Comeback". Auf die Frage nach Vorbildern äußert sie sich zwiespältig zu Hugo Chávez und dem venezolanischen Modell.

Ein Land mit riesigen Ölvorräten könne kein Vorbild für anderen sein, denn "wer auf jeder Menge Öl sitzt, kann leicht Rat austeilen". Kritisch sieht sie den Personenkult und die Machtkonzentration in der venezolanischen Regierung. Andererseits lobt sie die Abkehr von der Privatisierungspolitik, und insbesondere die Unterstützung für Kooperativen. Auf die in der "Spiegel"-Frage so genannte Schließung des oppositionellen Fernsehsenders RCTV angesprochen, wendet sie die Kritik gegen die Medien der USA. In Venezuela sei "die Opposition ganz einfach in der Lage, das Land lahmzulegen, den Präsidentenpalast zu stürmen und jeden Tag Anti-Regierungspropaganda zu verbreiten". Die Pressefreiheit sei größer als in den USA, wo man sich vor jeder Demonstration mehrere Genehmigungen einholen müsse und im Fernsehen permanent Regierungspropaganda zur Lage im Irak zu sehen sei.

Naomi Klein bekennt sich zum "demokratischen Sozialismus", den sie in der polnischen "Solidarnosc" vor 1989 oder im südafrikanischen ANC schon einmal aufblitzen sah. Nun seien die Lateinamerikaner dabei, eine Alternative zum Freihandel aufzubauen: Ware werde gegen Ware und nicht Ware gegen Geld ausgetauscht. Es sei gut für diese Länder, auf diese Weise die Flüchtigkeit der Märkte zu stabilisieren und die Möglichkeit von Preisschocks zu verringern.


Das vollständige Interview finden Sie auf SPIEGEL online.