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Boliviens Wirtschaft boomt wie nie

Wirtschafts-und Finanzminister legt Jahresbericht vor. Regierung sieht neues Wirtschaftsmodell bestätigt

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Wirtschafts- und Finanzminister Luis Arce stellt Jahresbericht 2012 vor
Wirtschafts- und Finanzminister Luis Arce stellt Jahresbericht 2012 vor

La Paz/Berlin. Boliviens Wirtschaft boomt trotz der internationalen Finanz- uund Wirtschaftskrise, "während es den reichen Ländern und einigen Nationen Lateinamerikas schlecht geht". Dies sagte Boliviens Wirtschafts- und Finanzminister Luis Arce Catacora bei der Präsentation der Entwicklungsbilanz. "Wirtschaftlich gesehen waren die letzten 365 Tage der bedeutendste Expansionszyklus der bolivianischen Wirtschaft der letzten 100 Jahre", beurteilte Vize-Präsident Álvaro García Linera die Wirtschaftsdaten gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur ABI.

2012 schließt Bolivien mit einem Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent, einem Haushaltsüberschuss, weniger Inlandsverschuldung und elf Prozent mehr Agrarfläche ab. 81 Prozent der Kredite im Land und 71 Prozent der Ersparnisse sind in nationaler Währung angelegt. "Mit einem Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent ist Bolivien eine der stabilsten Volkswirtschaften der Region, was auf die gestiegene Binnennachfrage zurückzuführen ist", informierte auch Boliviens Botschaft in Berlin in einem zweisprachigen Newsletter über den Bericht des Wirtschaftsministerium.

Das nachhaltige Wachstum sei Beleg für den Erfolg des Neuen Wirtschaftlichen, Sozialen, Gemeinschaftlichen und Produktiven Modells, das die Regierung seit 2006 in die Tat umsetzt, wird der Wirtschaftsminister zitiert. Dieses funktioniere bei guten Weltmarktpreisen für Rohstoffe, aber auch in internationalen Krisenzeiten. So wuchs Boliviens Wirtschaft auch 2009 um 3,4 Prozent weiter und war damit Spitzenreiter in ganz Südamerika. "Die Botschaft ist: Das Modell funktioniert in der Krise und im Boom", so das Fazit des Ministers.

Die Inflation lag 2012 unter 4,8 Prozent. Der Haushaltsüberschuss beträgt im sechsten aufeinanderfolgenden Jahr nach bisherigen Schätzungen 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Inlandsverschuldung konnte ebenfalls zum sechsten Mal in Folge gesenkt werden und liegt bei 6,2 Prozent des BIP. Die öffentlichen Investitionen (über zwei Milliarden US-Dollar) von 2012 übertreffen die von 2006 (879 Millionen US-Dollar) um mehr als das Zweifache, die staatlichen Auslandsschulden wurden im Vergleich zu 2005 von 4,9 Milliarden auf 3,7 Milliarden US-Dollar abgebaut.

2012 steuerte die Binnennachfrage 4,2 Prozentpunkte zum bolivianischen Wirtschaftswachstums bei. 2011 waren es rund 8,6 Prozent, 2010 4,4 Prozent und 2009 3,7 Prozent. Die Binnennachfrage wird gestützt von Politiken, die eine Verteilung der Einkommen zum Ziel haben und über die Auszahlung von Sozialprogrammen (Bonos) wie das Schulgeld, "Juancito Pinto", das Mutter-Kind-Programm "Juana Azurduy" und die Rente der Würde, "Renta Dignidad", umgesetzt werden. Weitere Maßnahmen sind unter anderem jährliche proportionale Lohnsteigerungen und solidarische Sozial-Stromtarife.

Drei von zehn Bolivianern haben bis Juni 2012 von den Bonos profitiert. Diese Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums hat die Armut in fünf Jahren um zwölf Prozentpunkte (2011: 48,5 Prozent) gesenkt. Im gleichen Zeitraum verringerte sich die extreme Armut (2011: 24,3 Prozent) um 13 Prozent. Dazu habe auch die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 1000 Bolivianos beigetragen (2011: 815 Bolivianos), der beim Regierungsantritt der "Bewegung zum Sozialismus" (MAS) im Jahr 2005 nur 440 Bolivianos betrug.