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Kirchlicher Dialog zu Kuba

Zum elften Mal fand an der katholischen Universität im bayrischen Eichstätt eine Tagung zu Kuba statt. Kardinal Ortega anwesend

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Unipräsident Schenk überreicht Ortega die Ehrenmedaille der Hochschule
Unipräsident Schenk überreicht Ortega die Ehrenmedaille der Hochschule

Eichstätt. Zum elften Mal haben sich Deutsche und Kubaner im Rahmen eines kirchlichen Dialogprogramms im bayrischen Eichstätt getroffen, um unter dem Motto

"Die katholische Kirche als Träger der Begegnung und des sozialen Zusammenlebens" die politische Situation in Kuba zu debattieren. Die vom Referat Weltkirche des Bistums Eichstätt und dem Institut zur interkulturellen Erforschung von Phänomenen sozialer Exklusion Aachen veranstaltete Tagung fand diesmal zu Ehren des kubanischen Kardinals Jaime Ortega aus Anlass seines 75. Geburtstags statt. Ortega bekam auch die Ehrenmedaille der Katholischen Universität Eichstätt verliehen.

Horst Sing, Politikprofessor an der Fakultät für Soziale Arbeit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und einer der Väter des Dialogprogramms, erinnerte an die Entstehungsgeschichte der Kuba-Tagungen 1996. Mitinitiator war Philosophie-Professor Raul Fornet y Betancourt, ein Deutsch-Kubaner, der unter anderem in Eichstätt lehrte, am Missionswissenschaftlichen Institut in Aachen forschte und nun Professor in Bremen ist.

Bei einem öffentlichen Vortrag an der Universität sprach der Kardinal über das religiöse Leben des kubanischen Volkes und die katholische Kirche. In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts habe die Hälfte der Kubaner einen religiösen Glauben gepflegt. Fast dasselbe Ergebnis erbrachte Ende der achtziger Jahre eine landesweite Umfrage der Kubanischen Akademie der Wissenschaften. Hier gab der Kardinal zu bedenken, dass man durchaus von einer oberflächlich evangelisierten Gesellschaft sprechen könne, gab allerdings auch eine Mitverantwortung der Kirche an dem "unzureichenden religiösen Bewusstsein" zu.

In einem ähnlichen Maße wie der "schrecklich negative Einfluss der Sklaverei" habe die kubanische Revolution von 1959 die Gesellschaft verändert. Viele hätten sich im Konflikt zwischen der "Treue zur Kirche und der Treue zur kubanischen Revolution" befunden. Die Kirche hatte keinen Zugang zu Massenmedien, verlor nach der Revolution Schulen und Ausbildungszentren, kirchliche Feste durften nicht öffentlich gefeiert werden.

Die noch vor acht Jahren geäußerte Angst befragter Christen, sie könnten wegen ihres Glaubens wieder Schwierigkeiten bekommen, sei heute viel geringer. Das soziale Engagement der Kirche, ihre Zuverlässigkeit und Beständigkeit in wirtschaftlich schwierigsten Zeiten, habe ihr große Sympathien in der Bevölkerung eingetragen. Tatsächlich gebe es eine Veränderung auf Kuba, so Ortega. Die Kirche werde heute als Gesprächspartner anerkannt. Als ein solches Zeichen der Veränderung nannte Ortega die 126 Gefangenen, um deren Freilassung die Bischöfe gebeten hatten.

Die katholische Kirche und Kubas Regierung haben in den vergangenen Jahren einen Prozess der Annäherung vollzogen. So ist schon seit Mitte der neunziger Jahre eine Doppelmitgliedschaft in der regierenden Kommunistischen Partei und der Kirche erlaubt. Dieser Prozess ging auch mit einem gesteigerten Einfluss der christlichen Kirchen voran, die allerdings nach wie vor keine Bildungseinrichtungen betreiben dürfen.