Kongress über Medienfreiheit in Lateinamerika

Treffen von Wissenschaftlern und Journalisten findet als Gegengipfel zum Meeting der "Interamerikanischen Pressegesellschaft" statt

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Kollage: "Pressefreiheit made in USA"
Kollage: "Pressefreiheit made in USA"

São Paulo. Medienwissenschaftler und -Aktivisten debattieren seit Wochenbeginn in der brasilianischen Metropole São Paulo die Lage der Pressefreiheit in Lateinamerika. Die Teilnehmer kommen aus Argentinien, Ecuador, Peru, Uruguay und Brasilien. Die Wissenschaftler und Medienaktivisten verstehen ihre Treffen als Gegenkongress zur halbjährlichen Versammlung der Interamerikanischen Pressegesellschaft (SIP), die zeitgleich in São Paulo stattfand.

Bei der SIP handelt es sich um den Verband der privaten Medienunternehmer Lateinamerikas. Die Gesellschaft bezieht regelmäßig Positionen gegen linksgerichtete Regierungen der Region, etwa Venezuela, Kuba oder auch Ecuador. Sie wird von Kritikern als Organisation eingestuft, deren Ziele mit den außenpolitischen Interessen der USA übereinstimmen.

In einer Presseerklärung der Veranstalter des Gegenkongresses heißt es, die Interamerikanische Pressegesellschaft mache sich "prinzipiell zum Sprachrohr der Eigentümer der Medienunternehmen des Kontinents". Dabei beschränke sie sich nicht darauf, Interessen ihrer Unternehmen zu vertreten. Vielmehr strebe sie offen die Destabilisierung fortschrittlicher Regierungen in der Region an.

Die derzeitige 68. SIP-Generalversammlung vergab ihre Negativbewertungen unterdessen an Venezuela, Argentinien und Ecuador. Im Falle Argentiniens wird die neuere Gesetzgebung zur Auflösung der großen Medienmonopole verurteilt. Der Regierung Ecuadors wird vorgeworfen, in ihrer Auseinandersetzung mit den Privatmedien des Landes bereits mehrfach die Justiz zur Klärung angerufen zu haben. In Venezuela hält die SIP-Generalversammlung die starke politische Polarisierung für eine Bedrohung des freien Journalismus und beklagt einen mangelnden Zugang zu offiziellen Quellen.

Die Erklärung des Gegenkongresses gedenkt indes der dreizehn Journalisten, die seit Jahresbeginn in der Region ihr Leben verloren haben. Keiner von ihnen kam allerdings in einem der Länder um, die von der SIP als "dem freien Journalismus feindlich gesinnt" katalogisiert worden sind. Die Todesfälle ereigneten sich vielmehr in Mexiko, Honduras und Kolumbien.

Die SIP erkennt den Tod von drei Journalisten in Honduras und sieben in Mexiko an. Die Lateinamerikanische Journalistenvereinigung (Felap) spricht von jeweils sechs und zwölf getöteten Medienschaffenden.