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Boliviens Regierung ruft Bergleute zum Dialog

Konflikt über verstaatlichte Mine Colquiri hält an. Ein Toter bei Zusammenstößen rivalisierender Arbeiter in dieser Woche

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Gewerkschaftlich organisierte Bergleute sind für die Verstaatlichung der Mine Colquiri
Gewerkschaftlich organisierte Bergleute sind für die Verstaatlichung der Mine Colquiri

La Paz. Boliviens Präsidentschaftsminister Juan Ramon Quintana hat die rivalisierenden Bergleute der Mine Colquiri zum Dialog aufgerufen. Die Regierung lädt beide Seiten für den heutigen Freitag zum Gespräch in La Paz ein, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur ABI. Sie hofft damit, den Konflikt über die im Juni verstaatlichte Zinn- und Zinkmine zu lösen, der in dieser Woche eskaliert ist. Am Dienstag kam bei Zusammenstößen der Bergleute ein Arbeiter ums Leben.

Grundsätzlich geht es bei dem Konflikt um die Schürfrechte in der Mine im Departement La Paz, die bis zum Juni zum bolivianischen Unternehmen Sinchi Wayra des Schweizer Rohstoffmultis Glencore gehörte. Unabhängige Bergleute hatten eigene Schürfrechte für Teile der Mine und bereits vor der Verstaatlichung durch die Regierung von Präsident Evo Morales war es zu Konflikten um die ergiebigsten Teile der Mine gekommen. Auf der einen Seite standen dabei die Arbeiter des nun verstaatlichten Konzerns und auf der anderen unabhängige Bergleute, die in der Nationalen Vereinigung der Minen-Kooperativen (FEDECOMIN) zusammengeschlossenen sind.

Mit der Verstaatlichung und neuen Verträgen hoffte die Regierung im Juni, den Konflikt zu lösen. Allerdings beschuldigten die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter des nun verstaatlichten Unternehmens die unabhängigen Bergleute, den Vertrag zu verletzen und fordern eine vollständige Übernahme der Mine durch den Staat. Die unabhängigen Bergleute hatten zuvor zur Unterstützung ihrer Forderung die Straße zwischen La Paz und Oruro besetzt.

Nachdem in der vergangenen Woche die Regierung der FEDECOMIN garantiert hatte, dass die unabhängigen Bergleute nach Colquiri zurückkehren können, protestierten wiederum die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter. Aus ihren Reihen stammt der Tote vom Dienstag. Mindestens sieben weitere Arbeiter wurden laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bei den Zusammenstößen der mehreren tausend Arbeitern am bolivianischen Regierungssitz in La Paz verletzt, bei denen auch Dynamit zum Einsatz kam.

Minister Quintana hofft nun auf eine Lösung bei den Gesprächen, denen er eine weitreichende Bedeutung beimisst. Denn da Bolivien auch in den kommenden Jahren vom Bergbau abhängig bleiben wird, komme es darauf an, eine strukturelle Lösung zu finden.

In Colquiri werden jährlich 3.000 Tonnen Zinn-Konzentrat abgebaut. Damit ist die Mine die zweitgrößte ihrer Art in Bolivien. Durch die Unruhen und Proteste, wegen denen die Arbeit ruht, verliert der Staat nach Angaben der staatlichen Minengesellschaft Comibol täglich 250.000 US-Dollar.