Argentinien soll Diktatur-Kredite zurückzahlen

Millionenkredit wurde 1979 auch zum Kauf von Waffen für den späteren Krieg um die "Falkland-Inseln" benutzt. Kritik von Nichtregierungsorganisationen

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Lynx-Helikopter: Erst Geld geliehen, dann verkauft, dann zerstört
Britischer Lynx-Helikopter: Erst Geld geliehen, dann verkauft, dann zerstört

London/Buenos Aires. Im Streit mit Argentinien um die Inselgruppe der Malwinen (Falkland-Inseln) im Südatlantik legt die britische Regierung nach. Laut einem Bericht der Financial Times drängt die konservative Führung von Premierminister David Cameron das südamerikanische Land zur Rückzahlung eines Millionenkredits, der im Jahr 1979 der argentinischen Militärdiktatur bewilligt und in Folge auch für Waffenkäufe verwendet wurde. Entwicklungspolitische Gruppen laufen gegen die Position der britischen Regierung Sturm. Sie verweisen darauf, dass angesichts der massiven Menschenrechtsverletzungen in Argentinien schon Ende der 1970er Jahre schwere Bedenken gegen die Entscheidung laut geworden waren.

Der Kredit in Höhe von 45 Millionen Pfund (rund 54,6 Millionen Euro) sei damals auch für den Kauf von zwei Militärhubschraubern des britischen Unternehmens Lynx und Kriegsschiffen verwendet worden, berichtet Financial-Times-Korrespondent Kiran Stacey. Einer der Helikopter habe zu den argentinischen Truppenverbänden gehört, die vor 30 Jahren auf den Malwinen landeten. Die Invasion provozierte später den argentinisch-britischen Krieg um die Inselgruppe, der rund 1.000 Menschen das Leben kostete.

Vertreter der Entschuldungskampagne Jubilee fordern nun von der britischen Regierung einen Erlass der Schulden, die in den Zuständigkeitsbereich des Unternehmensministers Vince Cable fallen. Der Liberaldemokrat solle sich an die Position seiner Partei erinnern, der zufolge auf Kredite verzichtet wird, "die rücksichtslos an Diktatoren gezahlt wurden". Schließlich sei schon damals klar gewesen, dass die Gelder nicht für entwicklungspolitische Ziele verwendet werden, heißt es von Seiten der Kritiker weiter. "Die Bewilligung von Krediten an die Militärjunta war illegitim und verwerflich", stellte Jubilee-Direktor Nick Dearden fest.

Der Aktivist und andere Kritiker der Regierungsposition weisen zudem darauf hin, dass bereits 1979 ernsthafte Zweifel an dem Geldgeschäft mit dem Militärregime in Argentinien bestanden. So habe sich der damalige Außenminister und spätere Gründer der Sozialdemokratischen Partei, David Owen, gegen die Entscheidung gewandt und auf das damals bereits bestehende Waffenembargo gegen das chilenische Diktaturregime verwiesen.

Der Kritik zum trotz lehnt die Cameron-Regierung einen Erlass der Schuldengelder bisher ab. Man habe "keine entsprechenden Pläne", sagte ein Sprecher des zuständigen Unternehmensministeriums gegenüber der Financial Times.