Chile: Verhandlungen und weitere Bildungsproteste

Bürgermeister nennt besetzte Mädchenschule "Bordell". Schulverweise und Kündigungen wegen Protesten

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Aufruf zum "Marsch der Huren"
Aufruf zum "Marsch der Huren" im Rahmen der Bildungsproteste in Chile

Santiago de Chile. Im Zuge der landesweiten Bildungsproteste in Chile gibt es auf den verschiedenen staatlichen Ebenen unterschiedliche

Entwicklungen. Während der neue Bildungsminister Harald Beyer bezüglich der Bildungsproteste auf Druck des Lehrerverbands Dialog signalisierte, spitzen sich die Konflikte auf lokaler Ebene derzeit zu.

Schüler im Santiagoer Stadtteil Providencia haben Proteste angekündigt. Dort sollen Schüler, die an Streiks und Besetzungen beteiligt waren, von den Schulen verwiesen werden. Dies hatte schon vor Wochen der Bezirksbürgermeister Cristian Labbé öffentlich angekündigt. Der Politiker ist Mitglied der rechten Regierungspartei Unión Demócrata Independiente (UDI) und ehemaliger Agent der Geheimpolizei Pinochets.

Im Stadtteil Nunoa kam es zu Protesten hunderter Schülerinnen eines Mädcheninternats, die gemeinsam mit Unterstützer-Organisationen gegen den lokalen Bürgermeister Pedro Sabat protestierten. Dieser hatte nach der Räumung des Gymnasiums öffentlich davon gesprochen, dass die Schule während der Besetzung ein "Bordell" gewesen sei und bezeichnete die Schülerinnen als "Dummchen".

Als Reaktion darauf, riefen die Schülerinnen zu einem "Marsch der Huren" auf, nach dem Motto: "Wenn das Mädcheninternat ein Bordell ist, sind wir alle Huren!" Die Menschenrechtsorganisation Humanas will nun sogar Klage gegen den Bürgermeister wegen sexueller Beleidigung erheben. Sabat sieht indes keinen Grund zur Entschuldigung und bekräftigte gar seine Aussagen.

Der Präsident des Lehrerverbandes, Jaime Gajardo, kritisierte die lokalen Bürgermeister dafür, dass sie das Klima im Zuge der Bildungsproteste noch verschlechterten. Bei einem Treffen mit Minister Beyer am Montag beklagte er die Schulverweise sowie Kündigungen hunderter Lehrer, nachdem diese die Proteste unterstützt hatten. Er nannte sie "Abstrafungsaktionen".

Beim Treffen im Bildungsministerium wurde eine Agenda für den Dialog auch mit den Studierenden- und Schülerorganisationen vereinbart, um einige der wichtigen Forderungen zu verhandeln. Das nächste Treffen soll Anfang Februar an gleicher Stelle stattfinden.