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Chávez: USA nicht wegen Krebs’ beschuldigt

Venezuelas Präsident dementiert Presseberichte – und legt nach. Linke Amtskollegen sollten sich wegen Häufung von Erkrankungen in Acht nehmen

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Fühlt sich missverstanden: Hugo Chávez
Fühlt sich missverstanden: Hugo Chávez

Caracas. Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat Meldungen dementiert, nach denen er den USA die Schuld für die Krebserkrankungen mehrerer südamerikanischer Regierungschefs

gegeben haben soll. Seine Äußerungen seien Teil eines Kommentars gewesen, in dem er niemanden direkt beschuldigt hat, zitiert der lateinamerikanische Fernsehsender Telesur den linksgerichteten Politiker: "Dennoch fühlen sich einige nun offenbar angesprochen."

Er habe "niemanden angeklagt", fuhr Chávez nach Angaben von Telesur fort: "Ich habe nur die Frage gestellt, ob es sich bei dem Krebs nicht um eine übertragene Krankheit handeln könnte." Denn schließlich, so Chávez, scheine es doch ungewöhnlich, dass binnen zwei Jahren der paraguayische Präsident Fernando Lugo, die brasilianische Staatschefin Dilma Rousseff, ihr Amtsvorgänger Luiz Inácio "Lula" da Silva und nun Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner an Krebs erkrankt sind. Auch Chávez hatte sich seit Juni 2011 mehrfachen Eingriffen wegen eines bösartigen Geschwürs unterziehen müssen.

Er habe keineswegs die USA beschuldigt, für diese Erkrankungen verantwortlich zu sein, sagte er nun in Reaktion auf entsprechende Äußerungen von Vertretern der US-Regierung. Bei der letzten Pressekonferenz 2011 am vergangenen Donnerstag hatte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland die angeblichen Vorwürfe aus Caracas als "grauenhaft und verwerflich" bezeichnet.

Dennoch legte Chávez nun nach. Angesichts der Häufungen der Krebserkrankungen von Staatschefs in der Region sollten sich seine Amtskollegen Evo Morales (Bolivien), Daniel Ortega (Nicaragua) und Rafael Correa (Ecuador) in Acht nehmen.

Zugleich verwies der linksgerichtete Staatschef erneut auf Medikamentenversuche der USA in Guatemala. Zwischen 1946 und 1948 waren in dem mittelamerikanischen Land tausende Menschen ohne deren Wissen mit Geschlechtskrankheiten infiziert worden, um die Wirkung des Antibiotikums Penicillin zu testen. Die US-Regierung hatte erst im Oktober 2010 für die Versuche um Entschuldigung gebeten.

In einer Depesche der US-Botschaft in Buenos Aires hätten die Diplomaten im Jahr 2009 zudem Informationen über den Gesundheitszustand der argentinischen Präsidentin nach Washington gesendet. In der Depesche mutmaßten die Autoren über Erkrankungen der Politikerin und mutmaßliche Medikationen. "Warum sorgt sich Washington um uns und die Medikamente, die wir nehmen?", so Chávez – diese Fragen werde man doch noch stellen dürfen.