Bogotá. Der Oberste Gerichtshof von Kolumbien hat den ehemaligen Chef des Geheimdienstes DAS, Jorge Noguera, am Mittwoch (Ortszeit) wegen der Zusammenarbeit mit rechten Paramilitärs schuldig gesprochen. Die Richter sehen es als erwiesen an, dass der Parteifreund des ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe Geheimdienstinformationen an die paramilitärischen Gruppe Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) weitergegeben hatte, denen der größte Teil an Massakern und Vertreibungen in Kolumbien angelastet wird.
Die Auskünfte des DAS hätten zur Fluchthilfe von AUC-Führern gedient, aber auch Angaben über angeblich mit der linksgerichteten Guerilla sympathisierende Menschenrechtler, Gewerkschafter und Intelektuelle enthalten, von denen einige umgebracht wurden. So wurde Noguera auch wegen Totschlags verurteilt. Das Gericht gab ihm indirekte Verantwortung für die Ermordung des Soziologen Alfredo Rafael Francisco Correa de Andreis im September 2004. Für den Mord war bereits Nogueras wichtigster Komplize innerhalb der AUC, Paramilitärchef Rodrigo Tovar Pupo alias "Jorge 40", verurteilt worden.
Das Urteil gegen Jorge Noguera ist die bisher höchste Strafe gegen einen ehemaligen hochrangigen Funktionär der rechtsgerichteten Regierung von Ex-Präsident Uribe, der vor einem Jahr die Staatsführung an seinen Nachfolger Manuel Santos übergab. Ex-DAS-Chef Noguera muss nun für 25 Jahre hinter Gitter und zusätzlich umgerechnet 1,4 Millionen Euro zahlen (6.500 Mindestlöne). Umgerechnet 60.000 Euro muss er außerdem an Schmerzensgeld für die Hinterbliebenen seiner Opfer aufbringen.
Noguera gehörte zu Uribes engen Vertrauten. Vor seiner Ernennung zum DAS-Direktor im Jahr 2002 hatte er Uribes erste erfolgreiche Präsidentschaftskampagne im nördlichen Bundesstaat Magdalena geleitet. Doch obwohl der DAS direkt unter dem Befehl der Präsidentschaft steht, hat Uribe bisher jede Verantwortung für Verfolgungen und Mord abgelehnt. Noguera wurde von Uribe stets als ein aufrichtiger Mitstreiter bezeichnet. Vor fünf Jahren legte er für seinen Kumpanen noch "die Hand ins Feuer", als die Untersuchungen gegen Noguera bereits liefen. Nun bittet Uribe seine Mitbürger kurz nach dem Urteil "um Entschuldigung", meldet die Nachrichtenagentur AFP. Diese Reaktion hatte er versprochen, sollte Noguera entgegen seinem Erwarten wegen seinen Verbrechen veruteilt werden.
Noguera war von 2002 bis Ende 2005 Chef des kolumbianischen Geheimdienstes DAS, bevor er als Konsul in das italienische Mailand entsandt wurde. Diese Funktion musste er jedoch Mitte 2006 schon wieder abgeben, da sich die Vorwürfe über eine Zusammenarbeit des DAS mit den Paramilitärs während seiner Amtszeit häuften. Bereits Anfang 2007 wurde ihm deshalb für 18 Jahre die Ausübung öffentlicher Ämter untersagt. Das anschließende Verfahren zog sich nun mehr als drei Jahre hin. Viele andere Prozesse gegen hochrangige Funktionäre der Uribe Administration stehen noch am Anfang.