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Paraguay gründet ersten öffentlichen Fernsehsender

TV Pública Paraguay soll allen Teilen der Bevölkerungsgruppen offen stehen. Der Sender kooperiert mit der Deutschen Welle

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Logo des neuen öffentlichen Senders
Logo des neuen öffentlichen Senders

Asunción. Paraguay weihte in der vergangenen Woche seinen ersten öffentlichen Fernsehsender ein. TV Pública Paraguay soll als öffentlicher Sender möglichst unabhängig von der Regierung arbeiten. Für die Leitung des Programms wurde ein Beirat berufen. "Ich sehe in dem Sender eine großartige Möglichkeit, den Ausgeschlossenen, den Arbeitern und Bauern, den Leuten, die einen grundsätzlichen Wechsel fordern, eine Stimme zu geben", sagte Miguel López, Mitglied des Beirats. Auch das Ministerium für Kommunikation betont, dass der Sender für die Bevölkerung des kleinen südamerikanischen Landes bestimmt ist. 

TV Pública Paraguay wird ein zweisprachiges Angebot in der Landessprache Guaraní und in Spanisch ausstrahlen, das aus Spielfilmen und Nachrichten besteht. "Die Priorität ist es, ein Programm zu schaffen, in dem wir uns mit unseren landestypischen Gewohnheiten und Sprachen wiederfinden", erklärte der Direktor des neuen Senders, der Dokumentarfilmer Marcelo Martinessi. Neben Guaraní, der am weitesten verbreiteten Sprache in Paraguay, sollen auch Angebote für die anderen 16 indigenen Kulturen ausgestrahlt werden. Außerdem wird TV Pública Paraguay Teile des Programms der Deutschen Welle in spanischer Sprache übertragen. Auf eine entsprechende Kooperation hatten sich die Sender im Juli geeinigt.

Paraguay folgt mit der Schaffung eines öffentlichen Senders einer neuen lateinamerikanischen Tradition. Auch Argentinien, Bolivien, Ecuador, Nicaragua und Venezuela hatten entsprechende Angebote neu geschaffen oder ausgeweitet, während die Anteile der öffentlichen Sender im Rest der Welt rückläufig sind. In Paraguay hatten die Fernsehsender und Tageszeitungen des Landes in den letzten Jahren massiv an Vertrauen beim Publikum verloren. Den Sendern wird vielfach eine parteiische Berichterstattung für die alte Regierungspartei Colorado vorgeworfen, die das Land 61 Jahre regiert hatte. Seit 2008 regiert mit Fernando Lugo ein ehemaliger Bischof und Befreiungstheologe das Land. Anlässlich der Feier zu 200 Jahren Unabhängigkeit hatte Lugo im Mai die Gründung des Senders angekündigt.