Erneuter Kampf um Strom in Costa Rica

Staatliches Elektrizitätsunternehmen ICE soll privatisiert werden. Zweiter Anlauf nach gescheitertem Versuch vor elf Jahren

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Logo des Stromunternehmens Instituto Costarricense de Electricidad (ICE)
Logo des Stromunternehmens Instituto Costarricense de Electricidad (ICE)

San José. In Costa Rica sorgt eine neue Gesetzesvorlage zur Privatisierung der staatlichen Energiewirtschaft für Debatten. Elf Jahre nach der erfolgreichen Verteidigung des staatlichen Energiekonzerns ICE soll mit der Gesetzesinitiative 17812 wieder die in Costa Rica durch die Gesellschaft aufgebaute Infrastruktur an ausländische Investoren verkauft werden. Dies berichtet das Nachrichtenportal Voces Nuestras, eine Partnerseite von amerika21.de.

Über 60 Jahre lang hat das ICE für Costa Rica große Fortschritte gebracht. Die Argumente, mit denen die neoliberalen Kräfte der Bevölkerung die Privatisierung schmackhaft machen wollen, sind die gleichen wie vor elf Jahren. Durch die Privatisierung sollen größeren Investitionen möglich gemacht, die Qualität der Stromversorgung verbessert, die Risiken von Stromausfällen minimiert, die erneuerbaren Energienquellen besser genutzt, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen vermieden und die Preise gedrückt werden.

Diesen Argumenten entgegnet Fabio Chávez, Betriebsrat beim ICE: "Es ist nicht fair, Zahlen zu manipulieren, um einen Gesetzesvorschlag durchzudrücken." Das ICE habe Costa Rica eine Stromversorgung auf höchstem Niveau gebracht, fügte der Gewerkschafter an. Tatsächlich sind in dem mittelamerikanischen Land 99,2 Prozent der Haushalte an das Stromnetz angeschlossen und die Strompreise gehören zu den niedrigsten in Lateinamerika und auch weltweit. Diese Zahlen sind nicht von den Gewerkschaften aufgestellt worden, sondern stehen im Jahresbericht der CEPAL aus dem vergangenen Jahr.

Der Strom in Costa Rica wird zu 95 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen, sagt der ICE-Mann Chávez: "Das macht uns ebenfalls zu einem leuchtenden Beispiel, dem viele Länder auf der Welt folgen sollten." Das wichtigste aber sei der solidarische Aspekt der Unternehmenspolitik im ICE. Dadurch hätten alle Einwohnerinnen und Einwohner des Landes Zugang zu elektrischer Energie. 

In Costa Rica orientieren sich die Stromtarife am Verbrauch der Kunden. Anders als in Europa werden diejenigen belohnt, die weniger Energie verbrauchen. Die großen Verbraucher subventionieren durch ihren hohen und teuren Konsum die günstigen Tarife der energiebewussten Kunden.