FARC lässt fünf Gefangene frei

Solidaritätsaktion der Rebellen mit abgesetzter Senatorin Piedad Córdoba. Regierung Santos lehnt weiterhin humanitären Austausch ab

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Anwalt und Menschenrechtler Rodolfo Ríos
Fordert Umdenken: Anwalt und Menschenrechtler Rodolfo Ríos

Bogotá. Das Verfahren zur Freilassung von fünf Gefangenen der FARC-Guerilla soll am Montag kommender Woche beginnen. Dies teilte das Internationale Komitee des Roten Kreuz (IKRK) unlängst mit. Freigelassen werden sollen drei Militäroffiziere und zwei Ratsmitglieder aus dem Bundesstaat Meta, die von der FARC zwischen 2007 und 2009 gefangen genommen wurden.

Laut einem Kommuniqué der FARC lässt diese Gruppierung die fünf Gefangenen als Geste der Solidarität mit der Ex-Senatorin Piedad Córdoba frei. Die engagierte Oppositionspolitikerin war im September 2010 vom rechtsgerichteten Obersten Disziplinarstaatsanwalt ihres Amtes enthoben worden. Für die Freilassung der fünf Gefangenen stellte nun die FARC die Bedingung, dass die Ex-Parlamentarierin und Mitgründerin der Gruppe "Kolumbianer und Kolumbianerinnen für den Frieden" sie empfängt. Präsident Manuel Santos akzeptierte diese Forderung schließlich.

Das Verhalten der FARC und der Regierung lasse auf eine künftige, gegenseitige Annähung zum Friedensdialog hoffen, glaubt der Abgeordnete Iván Cepeda. Die bevorstehenden, einseitigen Freilassungen seien aber für Santos nicht ausreichend, deutete der Regierungsvertreter Eduardo Pizarro an. Der Präsident erwarte, dass die Rebellen die 16 übrigen gefangenen Polizisten und Mitglieder des Militärs ohne Gegenleistung freilassen.

Wie sein Vorgänger Álvaro Uribe hat Santos bislang den humanitären Austausch von Entführten der FARC gegen inhaftierte Angehörige dieser Guerilla-Gruppe abgelehnt. Ihre große Sorge um den Gesundheitszustand der politischen Häftlinge in den staatlichen Gefängnissen brachten die "Kolumbianer und Kolumbianerinnen für den Frieden" diese Woche zum Ausdruck.

Hunderte von politischen Gefangenen seien in den letzten Jahren wegen systematischer Vorenthaltung ärztlicher Versorgung  durch die Gefängnisverwaltungen gestorben, so der Menschenrechtler Rodolfo Ríos. Ein bezeichnendes Beispiel dafür sei der Kämpfer der ELN-Guerilla, Diomedes Meneses, erklärte Ríos. Die Strafanstalt Palo Gordo verweigerte Meneses die ärztliche Behandlung der Verletzungen, mit denen er nach schweren Folterungen eingeliefert wurde. Der Guerillero verlor sein Auge, wurde querschnittgelähmt und bekam Gangränen (Geschwüre infolge von Wundbrand). Mit ihm zusammen führten über 50 politische Gefangene im Jahr 2010 einen Hungerstreik durch, um ärztliche Versorgung einzufordern.

Auch Freilassungen müssten durch die staatlichen Institutionen durchgeführt werden, sagt Ríos. Ein humanitärer Austausch sei dringend nötig.