Ecuador / Politik

Mit Wasserkraft zur energetischen Unabhängigkeit

Regierung Ecuadors beschließt Großprojekt zur Stromerzeugung. Wasserkraftwerk "Coca Codo Sinclair" soll Energiekrise lösen

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Modell des Wasserkraftwerks "Coca Codo Sinclair"
Modell des Wasserkraftwerks "Coca Codo Sinclair"

Quito. Die ecuadorianische Regierung von Rafael Correa hat endgültig den Bau des Wasserkraftwerks "Coca Codo Sinclair" beschlossen. Wie der Koordinierungsminister für strategische Bereiche, Jorge Glas Espinel, erklärte, erreiche Ecuador damit nach der geplanten Fertigstellung Mitte 2015 erstmalig Autonomie bei der Energieversorgung. Das Problem von Stromengpässen gehöre endgültig der Vergangenheit an, so der Minister. Mit dem Projekt sollen bis zu 3.000 direkte und weitere 5.000 indirekte Arbeitsplätze entstehen.

Vom Dezember 2009 bis Januar 2010 gab es im ganzen Land zeitlich beschränkte Stromabschaltungen, da durch eine langanhaltende Trockenheit Wasserkraftwerke nicht über ausreichend Zufluss verfügten. Auch die Nachbarländer Peru und Kolumbien, die traditionell Strom nach Ecuador liefern, konnten durch die Trockenheit die Engpässe nicht ausgleichen.

"Die Ausführung dieses Projektes markiert einen Meilenstein in der Geschichte des Landes, da es eines der größten Infrastrukturprojekte des Landes in der Geschichte darstellt", so Glas Espinel. "Coca Codo Sinclair ist ein Beleg für die Verpflichtung der Regierung gegenüber der Umwelt, da es erneuerbare und saubere Energie erzeugen wird.“

Mit der Inbetriebnahme des Wasserkraftwerkes, für dessen Errichtung schon seit 1992 Pläne bestehen, würde zudem der Import von 2 Mrd. Litern Diesel jährlich entfallen, die Ecuador zur Befeuerung von thermischen Kraftwerken benötigt. Diese haben bisher einen Großteil der elektrischen Energie erzeugt. Ecuador exportiert bisher ausschließlich Rohöl. Die Hälfte der Erlöse muss das Land für den Import von Derivaten (Diesel, Benzin etc.) ausgeben. Derzeit baut das Land gemeinsam mit Venezuela eine Raffinerie, um von Importen unabhängig zu werden.

Sobald das Kraftwerk in Betrieb geht, soll es mit 1.500 Megawatt Leistung 35 Prozent des Strombedarfs des Landes decken. Derzeit verfügt Ecuador über 4.230 Megawatt installierter Kraftwerkskapazität. Davon werden 48 Prozent durch Wasserkraft erzeugt, 40 Prozent durch Verbrennung und 12 Prozent importiert.

Als Nebeneffekt der Inbetriebnahme des Kraftwerkes werden Regierungsangaben zufolge jährlich 4 Mio. Tonnen CO2-Emissionen eingespart. Der Anteil erneuerbarer Wasserkraft steige auf 88 Prozent, während die thermische Erzeugung auf 11 Prozent sinke.

Die Gesamtkosten werden auf 1,98 Mrd. US-Dollar beziffert. Als Kreditgeber fungiert die chinesische Großbank "Eximbank", die 1,68 Mrd. zur Verfügung stellt. Ecuador stellt knapp 300 Mio. US-Dollar zu Baubeginn bereit. Betont wird von ecuadorianischer Seite, dass damit keinerlei Eigentumsrechte an ausländische Stellen vergeben werden. Die Finanzierung veranschaulicht gleichzeitig den zunehmenden Einfluss Chinas auf Lateinamerika und den Versuch, die Wirtschaft zu diversifizieren.

Das Kraftwerk soll am Ursprung des Flusslaufes des Coca in der Provinz Napo errichtet werden, etwa 150 km östlich von der Hauptstadt Quito entfernt. Es handelt sich um ein so genanntes "Laufwasserkraftwerk", d.h. die Fließgeschwindigkeit des Flusswassers wird genutzt, so dass keine Staudämme errichtet werden müssen. Damit soll die Beeinträchtigung der Umwelt minimiert werden.