Venezuela / Politik

Venezuela behebt Unwetterschäden

Aufräumarbeiten nach historischen Regenfällen laufen auf Hochtouren. Sozialer Wohnungsbau hat Priorität

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Hochwassergebiet in Venezuela
Hochwassergebiet in Venezuela

Caracas. Nach den historischen Regenfällen im November und Dezember ist die venezolanische Regierung weiter mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Ein Fonds für den Bau von 4.000 Häusern im westlichen Bundestaat Zulia soll den Betroffenen in den am stärksten betroffenen Gebieten schnell eine Rückkehr zu einem normalen Leben ermöglichen. Ende Dezember hatte der Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, ein Dekret erlassen, um den sogenannten Fondo Simón Bolívar zu schaffen. Er soll Mittel vereinigen, um den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete zu finanzieren. Besonders der soziale Wohnungsbau steht dabei im Vordergrund. Insbesondere südlich des Maracaibo-Sees in der Grenzregion zu Kolumbien hatten Überschwemmungen zu starken Verwüstungen geführt. Im ganzen Land sind über 130.000 Menschen von den Unwettern betroffen. Viele Häuser, vor allem in den Armenvierteln des südamerikanischen Landes, wurden zerstört.

Auch in Caracas werden die Maßnahmen für den Wohnungsbau beschleunigt. Ein am Donnerstag im Gesetzesblatt veröffentlichtes Dekret beinhaltet die Enteignung von 20 Grundstücken in der Hauptstadt. Auf den insgesamt über 13.000 Quadratmeter umfassenden Gebieten sollen ebenfalls Häuser gebaut werden, um diese den in Notunterkünften lebenden Menschen zur Verfügung zu stellen. Ziel sei, bis Ende des Jahres über 30.000 Wohneinheiten in Caracas zu schaffen, hatte der Minister für die urbane Rekonstruktion von Caracas, Farruco Sesto, Mitte Dezember erklärt. Sein Ministerium wurde als Reaktion auf die Unwetter eigens für die Hauptstadtregion geschaffen.

Viele der Notunterkünfte im Land werden unterdessen an andere Orte verlegt. Die häufig in Schulen aufgebauten Bettenlager sollen Platz für den Schulbeginn am morgigen Montag machen. Von knapp 500 Schulen, die Betroffene beherbergten, stünden bisher 290 für den Unterricht zur Verfügung, erklärte die Bildungsministerin Jennifer Gil am Samstag. Bis Montag sollen alle Umzüge abgeschlossen sein.

Auch beim Wiederaufbau der Verkehrsinfrastruktur mache man Fortschritte, erklärte der Verkehrsminister des Landes, Francisco Garcés, am Donnerstag. 75 Prozent der beschädigten Straßen seien inzwischen repariert und man habe mehr als 300 Notfälle in 18 der 24 Bundesstaaten behandelt. Dabei habe es sich um zusammengebrochene Brücken, Erdrutsche, Asphaltschäden und andere Probleme gehandelt.

Zu weiteren diplomatischen Auseinandersetzungen führte unterdessen die Art, in der über die zu treffenden Maßnahmen entschieden wird. Ende des vergangenen Jahres hatte die venezolanische Nationalversammlung dem Präsidenten Sondervollmachten übertragen, um für 18 Monate Dekrete mit Gesetzeskraft erlassen zu können. Auf diese Weise solle unter anderem eine schnelle Reaktion auf die Folgen der Unwetter gewährleistet werden, so die Begründung. Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, hatte am Freitag erklärt, die Vollmachten stünden im Widerspruch zur Interamerikanischen Demokratiecharta der OAS. Das venezolanische Außenministerium nannte daraufhin die Aussagen Insulzas in einer Erklärung "beschämend" und kritisierte sie als eine Einmischung in innere Angelegenheiten Venezuelas. Auch der Botschafter Venezuelas in der OAS, Roy Chaderton, und der Vizepräsident der neuen venezolanischen Nationalversammlung, Aristóbulo Istrúriz, verurteilten die Erklärungen Insulzas scharf.