Uruguay / Menschenrechte

302 "Tote" vor uruguayischem Parlament

Emanzipationsbewegung nutzt Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zu kreativem Protest

ld325598_20101125jc_066-scr_article_main.jpg

Protestaktion auf den Stufen des Parlaments
Protestaktion auf den Stufen des Parlaments von Uruguay

Montevideo. Frauenpolitische Gruppen haben am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am Donnerstag in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo zahlreiche Gedenk- und Protestaktionen organisiert. Für die größte Aufmerksamkeit sorgte eine Performance des "Kollektivs der Frauen in Schwarz". 302 in schwarz gekleidete Aktivistinnen legten sich auf die Treppen des Parlaments. So sollte an die 302 Frauen erinnert werden, die in Uruguay im Zuge häuslicher Gewalt seit 2001 ermordetet wurden. Damals, 2001, wurde häusliche Gewalt in dem südamerikanischen Land erstmals zum Straftatbestand erhoben.

Zum Abschluss der emotionsgeprägten Veranstaltung wurden die Namen der Opfer verlesen. "Es sind jedes Mal mehr Frauen, die durch häusliche Gewalt sterben, aber es schaffen auch immer mehr, der häuslichen Gewalt zu entfliehen", sagte Jenny Escobar von den "Frauen in Schwarz" der Tageszeitung El País. Viele Morde würden vor allem bei dem oder nach dem Versuch geschehen, sich vom Partner zu trennen.

Bereits am Vortag hatten Größen der uruguayischen Kulturszene an die Opfer gedacht und eine landesweite Kampagne zur Gewaltprävention initiiert. Die einführenden Worte kamen vom Schriftsteller Eduardo Galeano: "Manche der Kriminellen erklären ganz offen, 'Ich habe sie umgebracht, weil sie mein war', ganz einfach so, als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre. Aber niemand, auch nicht der größte Machos der Obermachos hat den Mut zuzugeben: 'Ich habe sie aus Angst umgebracht', denn am Ende ist die Angst der Frau vor der Gewalt der Spiegel der Angst des Mannes vor einer Frau ohne Angst".

Im Anschluss stellten, angeführt von der Rockband "No te va gustar", Musiker aus allen Genres den Protestsong "Nunca más a mi lado" (Nie wieder an meiner Seite) vor, in dem häusliche Gewalt thematisiert wird.

Irene Rodríguez, Repräsentantin der UNO, verwies in ihrer Rede darauf, dass es weltweit alle 15 Sekunden zu einer Situation häuslicher Gewalt komme und dass kein Land der Erde frei von Gewalt gegen Frauen sei.

Im Laufe dieses Jahres kam es in Uruguay zu 12.255 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt. Allein in den vergangenen zwölf Monaten sind 41 Frauen Opfer von Gewaltmorden geworden, wovon 85 Prozent häuslicher Gewalten zuzurechnen sind. Uruguay hat drei Millionen Einwohner.