Mexiko-Stadt. Fast täglich erscheinen auch in der deutschsprachigen Presse Berichte über den sogenannten Drogenkrieg in Mexiko. Zugleich fließen täglich mehr US-Finanzmittel aus eben diesem Grund in die Militarisierung Lateinamerikas. Was dabei nicht erwähnt wird: Der "Drogenkrieg" ist inzwischen ein Milliardengeschäft für die USA – und droht damit zum Selbstzweck zu werden.
US-Außenministerin Hillary Clinton sagte in diesem Zusammenhang am 8. September vor dem US-amerikanischen Think Tank Rat für ausländische Beziehungen mit Sitz in New York: "Wir stehen einer wachsenden Bedrohung eines gut organisierten Drogenhandelnetzwerkes gegenüber, das sich in einigen Fällen in etwas verwandelt (…), was wir einen Aufstand in Mexiko und Zentralamerika nennen können. Nur wenige Tage zuvor hatte die Los Angeles Times berichtet, dass die Regierung unter US-Präsident Barack Obama ihre Aufwendungen für den "Drogenkrieg" in Mexiko nach Angaben von Regierungsfunktionären "substanziell erhöhen" wird.
Ende Juni bereits hatte das Wirtschaftsblatt Bloomberg Markets Magazine aber einen Artikel publiziert, der andere Aspekte dieses "Drogenkrieges" deutlich machte – so brisant, dass sie in den etablierten Medien weitgehend totgeschwiegen werden. Die damals sechstgrößte Bank der USA, Wachovia (heute Wells Fargo), hatte demnach von 2004 bis 2007 aus mexikanischen Wechselstuben Gelder entgegengenommen, die einem Drittel des Bruttoinlandsproduktes Mexikos entsprechen – ohne auch nur in einem Fall die gesetzlich bindenden Standards zur Verhütung von Geldwäscherei anzuwenden. Ein Teil der Gelder kam vom mexikanischen Sinaloa-Kartell, das sich damit Flugzeuge für den Drogentransport kaufte. Von diesen Flugzeugen war von der CIA mindestens eines zuvor für den Transport von Gefangenen in das Lager Guantánamo auf Kuba eingesetzt worden, wie Untersuchungen des Europarates ergeben hatten.
Die Affäre bereinigten Wachovia/Wells Fargo und das US-Justizministerium mit einem Gentleman’s Agreement: Die Bank verpflichtete sich letzten März bei Anerkennung der Tatbestände zur Zahlung eines Bußgeldes von 160 Millionen US-Dollar, was rund zwei Prozent ihres Gewinnes im letzten Jahr entsprach. Damit war der Fall erledigt. Die Bank schützte nach Einschätzung des Wirtschaftsblattes die alte Regel "to big to fail". Sie ist zu groß, um ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen.
Weitere Details zu den Verstrickungen von US-Institutionen in den "Drogenkrieg" gibt unser Autor Dieter Drüssel in seinem Artikel "Wall Street: too big to fail im Drogenhandel" in Correos 163/10.