Basken in Venezuela beklagen "Medienkampagne"

In Venezuela lebende Basken verteidigen Regierung. Foltervorwürfe konkretisiert. Venezuela ermittelt gegen vermeintlichen ETA-Unterstützer

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Fahndungsbild von Arturo Cubillas
Fahndungsbild von Arturo Cubillas

Caracas. Das "Kollektiv baskischer Flüchtlinge in Venezuela" hat in einer Erklärung die venezolanische Regierung gegen die Vorwürfe spanischer Medien verteidigt. Diese hatten Anfang der Woche verbreitet, Venezuela unterstütze die baskische Untergrundorganisation ETA. Die Vereinigung setzt sich aus Flüchtlingen und abgeschobenen Basken zusammen, die Ende der 1980er Jahre durch ein Abkommen nach Venezuela gebracht wurden. Sie beklagt eine "Medienkampagne gegen die Bolivarische Republik Venezuela". Ihre Situation in Venezuela werde von der spanischen Rechten zur Diskreditierung Venezuelas ausgenutzt, heißt es in der Erklärung.

Die Basken zweifeln die am Montag von spanischen Medien verbreitete Meldung über Aussagen zweier vermeintlicher ETA-Mitglieder an. Demnach hätten Juan Carlos Besance und Xabier Atristain im Gewahrsam der Guardia Civil ausgesagt, in Venezuela eine militärische Ausbildung erhalten zu haben. Was für manche ein Verdacht sei, ist für das Kollektiv jedoch eine Gewissheit: Die Gefangenen seien gefoltert worden und ihre Aussagen konstruiert. Dieses Vorgehen entspreche der "üblichen Praxis in spanischen Polizeistationen". Aus diesem Grund ruft die Vereinigung die venezolanische Gesellschaft dazu auf, nicht dem "repressiven Rausch" zu verfallen, in dem sich die spanische Regierung befinde.

Besance und Atristain haben inzwischen ihre Aussagen bezüglich der Folter konkretisiert. In einem von der baskischen Amnestiebewegung veröffentlichten Dokument berichten sie, im Gewahrsam der Guardia Civil permanent geschlagen und angebrüllt worden zu sein. Ihnen sei mehrmals eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt worden, um Erstickungsanfälle zu provozieren ("la bolsa"). Mehrfach seien beide dabei ohnmächtig geworden. Auch seien sie extremer Kälte ausgesetzt worden ("el frigorífico"). Besance erklärte, in den fünf Tagen der Kontaktsperre eine Augenmaske getragen zu haben. Im Falle Atristains weigerte sich sein Pflichtverteidiger angesichts des Zustands seines Mandanten, die Aussageerklärung zu unterzeichnen.

Die venezolanische Regierung hat unterdessen Ermittlungen gegen Arturo Cubillas angekündigt. Das ehemalige ETA-Mitglied war ebenfalls Ende der 1980er Jahre durch ein Abkommen von Algerien nach Venezuela überführt worden, ist heute venezolanischer Staatsbürger und arbeitet für die Regierung. Im Beschluss des spanischen Ermittlungsrichters Ismael Moreno von Montag wurde Cubillas als Kontaktmann der unter ETA-Verdacht festgenommenen Besance und Atristain geführt. Der venezolanische Außenminister Nicolás Maduro teilte venezolanischen Medienberichten zufolge seinem spanischen Kollegen Miguel Ángel Moratinos telefonisch vom Beginn der Ermittlungen mit. Dieser hatte zuvor vom venezolanischen Botschafter in Madrid "konkrete Aktionen" gefordert.

Die offenbar sehr an guten Beziehungen zu Spanien interessierte Regierung Venezuelas hatte auf die Vorwürfe spanischer Medien bereits mit einer Erklärung reagiert. Darin dementierte sie jegliche Verbindung zu ETA und distanzierte sie sich "ohne Beschönigungen" von den Aktionen der Untergrundorganisation. Besance und Atristain werden in der Erklärung des Außenministeriums als "zwei blutrünstige Kriminelle frei von Menschlichkeit und Moral" bezeichnet, denen keine Glaubwürdigkeit geschenkt werden dürfe.


Die spanischsprachige Erklärung des Kollektivs baskischer Flüchtlinge in voller Länge findet sich bei TeleSUR.