Sozialforum klagt Militarisierung an

Soziale Bewegungen in Asunción analysieren zunehmende Präsenz von US-Truppen in Lateinamerika und der Karibik. Debatte über Gegenstrategien

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"Gegen Militärbasen": Transparent auf dem Sozialforum in Asunción
"Gegen Militärbasen": Transparent auf dem Sozialforum in Asunción

Asunción. Am zweiten Tag des Amerikanischen Sozialforums in der paraguayischen Hauptstadt Asunción lag der Schwerpunkt auf der zunehmenden Militarisierung Lateinamerikas und der Karibik. Die Teilnehmer beschäftigten sich in einer Vielzahl von Vorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen mit diesem Thema. In einer Podiumsdiskussion analysierten Experten aus Mexico, Kuba, Brasilien und Paraguay die geopolitischen Veränderungen der letzten zehn Jahre.

In einem halbstündigen Vortrag legte die mexikanische Ökonomin Ana Esther Ceceña die geostrategische Bedeutung der neuen US-amerikanischen Militärbasen dar. Die Expertin zeigte sich besonders besorgt angesichts der neuen Truppenstationierungen in Kolumbien, Panama und Costa Rica. Aus Dokumenten des US-Verteidigungsministeriums gehe hervor, dass auch in Französisch Guayana und Recife (Brasilien) neue Stützpunkte Washingtons geplant seien.

Ceceña machte deutlich, dass sich die Militarisierung nicht nur an der Anzahl der Militärbasen ausmachen lässt. So hätten viele der US-Kriegsschiffe, die den Kontinent permanent umschiffen, ebenfalls die Kapazität einer festen Landbasis. Anlass zur Sorge böten auch die regelmäßigen US-Militärmanöver, an denen sich fast alle südamerikanischen Länder beteiligen. Die vermeintlich innenpolitischen Reformen in vielen Ländern, die das Militär zu Einsätzen im eigenen Land berechtigen, seien Teil der Strategie des Pentagons.

Diesen Eindruck bestätigte die paraguayische Aktivistin Cecilia Waldimir Gómez, die sich auf die Lage im Norden des Landes hinwies. Seit drei Monaten herrscht in fünf nördlichen Staaten der Ausnahmezustand aufgrund vermeintlicher Guerilla-Aktivitäten. "Diese vermeintlichen Guerilleros sind stadtbekannt, aber sie werden nicht festgenommen", so Gómez: "Stattdessen werden soziale Bewegungen unter Druck gesetzt und kriminalisiert."

Ergänzt wurde das Bild durch den kubanischen Abgeordneten Oswaldo Martínez, der an die letzten Mahnungen Fidel Castros bezüglich eines möglichen Atomkriegs gegen den Iran erinnerte. Martínez prognostizierte, dass ein solcher Krieg auch an Lateinamerika nicht spurlos vorüber gehen würde.

Die ehemalige brasilianische Bundesabgeordnete und Präsidentin des Weltfriedensrates, Socorro Gómes, rief die Teilnehmer des Sozialforums dazu auf, sich an der Kampagne "Lateinamerika: Region des Friedens" zu beteiligen. Am heutigen Samstag fand vor Ort ein erstes Vernetzungstreffen statt.