Bauernaktivist und Zeuge von Massaker in Paraguay ermordet

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Ermordet: Vidal Vega
Ermordet: Vidal Vega

Asunción. Am Morgen des 1. Dezember wurde in Paraguay der Bauernführer Vidal Vega durch gezielte Schüsse vor den Augen seiner Frau und seiner beiden Kinder ermordet. Zwei maskierte Männer kamen auf einem Motorrad zu seinem Haus im Ortsteil Marina Kue im Distrikt Curuguaty und streckten Vega ohne Vorwarnung mit vier Schüssen aus einer Schrotflinte nieder. Einer der beiden Männer wurde kurz danach von der Polizei gefasst. Bisher verweigerte er jede Aussage.

Marina Kue ist der Ort des Curuguaty-Massakers vom 15. Juni, im Verlaufe dessen elf Landlose und sechs Polizisten starben. Das Massaker war Anlass für den parlamentarischen Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Fernando Lugo.

Der 48-jährige Vidal Vega war nicht nur langjähriger Anführer der Kleinbauern und Landlosen in diesem Gebiet, sondern auch ein Hauptzeuge des Massakers. Er war Mitglied der Kommission, die die Paralleluntersuchung zur Aufklärung des Massakers leitet und Verbindungsmann zwischen den inhaftierten Landlosen, ihren Familien sowie deren Anwälten.

Mario Espínola, Generalsekretär der Vereinigung der Landlosen von Naranhaty, betonte, dass mit dem Mord an Vidal Vega die Menschen eingeschüchtert und zum Schweigen gebracht werden sollen, um den Kampf für die Landreform aufzugeben.

Schon am Abend des Mordes kam es zu massiven Protesten vor dem Sitz der Generalstaatsanwaltschaft in der Hauptstadt Asunción. Soziale und politische Organisationen rufen anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember zu Demonstrationen gegen die Repression und zum Gedenken an das Massaker von Curuguaty auf.

Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verurteilte das Verbrechen aufs Schärfste und verlangte eine umfassende Aufklärung der Hintergründe des Massakers von Curuguaty durch die verantwortlichen Stellen.

Der ermittelnde Staatsanwalt José Zarza erklärte indes gegenüber der Tageszeitung Última Hora, dass politische Hintergründe der Bluttat nur Vermutungen seien. Vielmehr könne es sich um eine Abrechnung im Drogenmilieu handeln. Wörtlich sagte er, dass "solche Taten in der Gegend normal" seien.