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Vier Jahre Haft für Unfallfahrer Carromero in Kuba

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Carromero auf dem Weg zum Gericht
Carromero auf dem Weg zum Gericht

Bayamo, Kuba. Das Provinzgericht im ostkubanischen Bayamo hat den spanischen Jungpolitiker Ángel Carromero Barios am Montag wegen fahrlässiger Tötung in zwei Fällen zu vier Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Die Entscheidung des Gerichts fiel damit deutlich milder aus als die von der Staatsanwaltschaft im Prozess am 5. Oktober geforderte Haftstrafe von sieben Jahren. Das Urteil kann sowohl von der Verteidigung als auch von der Staatsanwaltschaft vor dem Obersten Strafgerichtshof angefochten werden.

Nach Prüfung der Unfallberichte, Ermittlungsergebnisse und zahlreicher Zeugenaussagen sah das Gericht es als erwiesen an, dass der Spanier am 22. Juli als Fahrer eines Leihwagens durch überhöhte Geschwindigkeit einen Unfall verursacht hatte, bei dem seine Mitfahrer, die Systemgegner Oswaldo Payá und Harold Cepero, ums Leben kamen. Carromero selbst hatte den Unfallhergang bestätigt und gegenüber den Familien der Opfer sein tiefes Bedauern ausgedrückt.

Der 27-jährige Spanier ist stellvertretender Vorsitzender der Jugendorganisation der regierenden Volkspartei (Partido Popular, PP) in Madrid. Er war am 19. Juli mit einem Touristenvisum in Havanna eingereist, hatte nach eigenen Aussagen tatsächlich aber mehrere tausend Euro Bargeld und Materialien für den Aufbau einer oppositionellen Jugendorganisation ins Land gebracht. Der Unfall ereignete sich auf dem Weg zu einem Treffen von Systemgegnern im Osten Kubas.

An der Verhandlung in Bayamo am 5. Oktober hatten zahlreiche in- und ausländische Journalisten, Vertreter von Carromeros Familie und Diplomaten teilgenommen. Nachdem der spanische Generalkonsul, Tomás Rodríguez Pantoja, das Verfahren als "korrekt, rechtlich sauber und prozessual einwandfrei" bezeichnet hatte, warf Carlos Payá, der Bruder des tödlich verunglückten Oswaldo Payá, der konservativen spanischen Regierung vor, "mit Havanna zu paktieren, um die Wahrheit zu verschleiern".