Paraguay: Neue Erkenntnisse zum Massaker von Curuguaty

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Landlose in Curuguaty: Was steckt hinter dem Massaker?
Landlose in Curuguaty: Was steckt hinter dem Massaker?

Asunción. Eine internationale Mission hat in der ersten Septemberwoche das Massaker von Curuguaty untersucht, das mit zum Sturz der demokratisch

gewählten Regierung von Präsident Fernando Lugo geführt hat. Es war die dritte Untersuchung dieser Art. Die Mission setzte sich unter anderem aus Vertretern der Landarbeiterorganisation Via Campesina, von FIAN International sowie aus Repräsentanten von Menschenrechtsorganisationen und der UNESCO zusammen. Der Abschlußbericht wird den Menschenrechtsgremien der Vereinten Nationen und der Organisation Amerikanischer Staaten übergeben.

Auf einer Pressekonferenz am vergangenen Montag gaben die Mitglieder einen vorläufigen Bericht bekannt. Nach Auswertung zahlreicher Augenzeugenberichte gilt als sicher, dass durch den ersten Schuss der langjährige Anführer der Kleinbauernbewegung, Avelino Espinola, getötet wurde. Weiterhin konnte rekonstruiert werden, dass die beteiligten Kleinbauerfamilien von zwei Seiten eingekesselt waren, wobei ein Angriff von dem Großgrundbesitz eines brasilianischen Landeigners ausging. Von dem Terrain hob nach Augenzeugenberichten während der Kämpfe ein Hubschrauber ab. Diese Beobachtung untermauert die These des Vorsitzenden der paraguayischen Anti-Drogen-Behörde, Fransisco de Vargas, nach der die Drogenmafia für das Massaker verantwortlich ist, weil sie durch die Aktion der landlosen Bauern einen Stützpunkt gefährdet sah.

Erst vor wenigen Tagen wurden in unmittelbarer Nähe von Curuguaty fast acht Tonnen Marihuana entdeckt und vernichtet. In ihrem Bericht prangern die Teilnehmer der Mission außerdem an, dass noch immer 54 Kleinbauern ohne Beweise wegen Mordes, versuchten Mordes, schwerer Körperverletzung, Bildung einer kriminellen Vereinigung und anderen Vorwürfen inhaftiert sind.

Bei dem Massaker von Curuguaty, das als Anlass für den parlamentarischen Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Fernando Lugo genommen wurde, starben am 15. Juni elf landlose Kleinbauern und sechs Polizisten. Seitens der De-facto-Regierung unter Federico Franco wurden bisher keine Untersuchungsergebnisse veröffentlicht.