Bolivien / Politik

TIPNIS-Marsch unter Putsch-Verdacht

tipnis-graffito.jpg

Graffito der Kampagne gegen TIPNIS
Graffito der Kampagne gegen TIPNIS

La Paz. Nach zwei Monaten Fußweg ist der inzwischen neunte Marsch von Gegnern eines Straßenbau-Projektes durch das Amazonas-Schutzgebiet TIPNIS nahe dem Regierungssitz La Paz zum Stehen gekommen. Aufgrund einer landesweiten Polizei-Revolte werde man vor den Toren der Millionenstadt warten bis die Regierung den Konflikt mit den Uniformierten beigelegt habe, sagen Vertreter des Protestmarsches.

"Wir wollen La Paz nicht durcheinanderbringen, wir sind keine Putschisten und werden hier bis Mittwoch warten", sagte am Montag Protestführer Adolfo Chávez. Er war kürzlich wegen der Instrumentalisierung des Anti-Straßenbau-Protestes als Präsident des Verbands der Tiefland-Indigenen CIDOB abgewählt worden. Auch die Marsch-Vorsitzende Bertha Bejarano war in die Kritik geraten, weil sie 2007 wegen Drogenschmuggels in Brasilien sechs Monate in Haft saß.

"Wenn die Regierung aber bis Mittwoch kein Dialogangebot macht werden wir bis ins Stadtzentrum vordringen müssen", sagte Chávez gegenüber dem Radiosender Red Erbol.

Gespräche mit Regierungsminister Juan Ramón Quintana waren mehrfach abgelehnt worden. Die Regierung in La Paz brachte die TIPNIS-Protestler am Dienstag darum in Verbindung mit der am Donnerstag ausgebrochenen Polizei-Meuterei.

Nach Plünderungen der Geheimdienstzentrale des Andenlandes und der Besetzung von Polizeistationen durch aufständische Polizei-Einheiten am Wochenende sprach Boliviens Vize-Präsident Álvaro García Linera von einem "Staatsstreich". Phase Eins des "TIPNIS-Plans" bestünde aus einer Destabilisierungsphase durch Massen-Demonstrationen, übertriebenen Lohnforderungen und "Blockierung und Boykott" friedlicher Konfliktlösung. Phase Zwei des "laufenden Putsch-Prozesses" sei das "Provozieren von Toten", erklärte Linera. Die Protestierenden wiesen die Vorwürfe als ungerechtfertigt zurück.