Nicaragua: Mehr Strafanzeigen gegen Jugendliche wegen Abtreibung

Managua. In Nicaragua sind nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen allein in den vergangenen zwei Jahren 79 Frauen angezeigt worden waren, weil sie einen Schwangerschaftsabbruch begangen haben sollen. Das erklärten Fachorganisationen Ende Mai auf der "Zweiten Nationale Konferenz für Gesundheit und Leben der Frau", an der 63 Menschenrechtsorganisationen und mehr als einhundert Frauen aus den verschiedenen Regionen des Landes teilnahmen.

Drei der Angeklagten seien bereits verurteilt worden. Besonders beunruhigend sei, dass die beschuldigten Frauen in der Mehrheit (67 Prozent) Jugendliche oder junge Frauen zwischen 18 und 22 Jahren seien. Außerdem handele es sich überwiegend um Frauen, die über kein oder ein sehr geringes Einkommen verfügten. So seien 63 Prozent der angezeigten Frauen arbeitslos.

Ana Maria Pizarro vom Zentrum für Frauenheilkunde (SIMUJER) erklärte, es fehle an sexueller Aufklärung und Verhütung, um ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden. 16 Prozent der angezeigten Frauen seien Analphabetinnen, ein großer Prozentsatz verfüge nur über eine geringe Schulbildung. Problematisch sei auch, dass 48 Prozent der Frauen heimlich von den Gesundheitsbehörden angezeigt würden, wenn sie diese wegen gesundheitlicher Probleme durch den Abbruch aufsuchen. Ein solches Engagement der staatlichen Stellen bei Anzeigen gegen häusliche Gewalt vermisse sie indes, sagte Pizarro.

In Nicaragua wurde unter der Regierung von Präsident Daniel Ortega und auf Druck der katholischen Kirche vor wenigen Jahren ein äußerst restriktives Abtreibungsgesetz verabschiedet, das seither im Land und international kritisiert wird. Dennoch blieben Polizei, Justiz und Gesundheitsministerium der Einladung zu dem Kongress fern.