Port-au-Prince. Der gewählte Präsident von Haiti, Michel Martelly, übernimmt am heutigen Samstag die Amtsgeschäfte vom scheidenden Staatschef René Préval. Der bislang vor allem als Musiker bekannte Martelly steht dabei ernormen Herausforderungen gegenüber: Neben einer immer noch herrschenden Cholera-Epidemie müssen die massiven Schäden nach einem schweren Erdbeben Anfang 2010 behoben werden. Nach Angaben der haitianischen Behörden leben noch immer 800.000 Menschen auf der Straße oder in Notlagern. Der Wiederaufbau von Wohnungen und Infrastruktur wird auf umgerechnet zehn Milliarden US-Dollar geschätzt – für das verarmte Haiti eine enorme Summe.
Innenpolitisch wird die von vielen Haitianern als Besatzung wahrgenommene UNO-Blauhelmmission MINUSTAH weiterhin für Konflikte sorgen. Erst vor wenigen Tagen hatte eine UNO-Expertenkommission bestätigt, dass die Cholera-Erreger aus einem MINUSTAH-Lager stammen.
Martelly hatte sich in einem zweiten Wahlgang im März mit 67,57 Prozent der Stimmen durchgesetzt, die Wahlbeteiligung war jedoch sehr gering.