Mexiko / Medien

Kritische Journalistin in Mexiko gefeuert

Mexiko-Stadt. Der mexikanische Radiosender MVS Noticias hat Carmen Aristegui entlassen. Die renommierte mexikanische Journalistin war eine der wenigen, die in ihrer Radiosendung regelmäßig, ausführlich und kritisch über politische Gefangene, Päderastie in der Kirche, Feminizid, Militarisierung und Angriffe auf Menschenrechtsaktivisten berichtete.

Anlass der Rauswurfes bei ihrem bisherigen Arbeitgeber MVS Noticias war ihr angeblicher Verstoß gegen den ethischen Code des Unternehmens. Bei ihrer Sendung am Freitag vor einer Woche hatte sie die Regierung dazu aufgefordert, zu den Gerüchten über ein angebliches Alkoholproblem von Präsident Felipe Calderón Stellung zu beziehen. Aristeguis Frage und Bericht bezog sich auf eine spontane Aktion von Abgeordneten des Partido del Trabajo, die während einer Parlamentssitzung ein Transparent mit dem Konterfei des Präsidenten entrollten, das den Schriftzug trug "Würdest du einen Säufer dein Auto steuern lassen? Nein, oder? Wieso lässt du ihn dein Land lenken?"

Auf einer Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch sagte Carmen Aristegui, dass eine Entlassung dieser Art eigentlich nur in Diktaturen denkbar sei. Doch eine solche "wünscht sich niemand für Mexiko", betonte sie. Schon einmal, im Januar 2008, wurde Aristegui aus politischen Gründen entlassen. Damals arbeitete sie bei Radio W und auch damals war ihre Stimme mit der Zeit "zu kritisch" geworden.