Seit langem weiß die Weltöffentlichkeit, daß die CIA den größeren Teil ihres 60jährigen Bestehens damit verbracht hat, immer neue Pläne zur Ermordung Fidel Castros auszuhecken. Letztes Jahr hatte der britische TV-Sender Channel 4 in dem Dokumentarfilm »638 Arten, Castro umzubringen«, so der Filmtitel, die spektakulärsten CIA-Mordverschwörungen unter die Lupe genommen. Einige davon waren so ausgefallen - explodierende Zigarren, in Muscheln versteckte Bomben, Giftpillen -, daß sie sogar James Bonds Trickkiste in den Schatten stellten. In seinem Begleitbuch zum Channel-4-Dokumentarfilm hat der inzwischen pensionierte kubanische Abwehrchef Fabian Escalante die vielen Attentatsversuche auf das Leben des Comandante en Jefe aufgezählt. Die Zahl mag außergewöhnlich hoch erscheinen, aber die CIA war auch außergewöhnlich versessen darauf, Castro ins Jenseits zu befördern. Wayne Smith, ehemaliger Chef der »US Interests Section« in der Schweizer Botschaft in Havanna, hatte noch letztes Jahr erklärt, daß Kuba auf die USA den Effekt gehabt habe, »den ein Vollmond auf einen Werwolf ausübt«.
Zwei bekannte Historiker der Harvard Universität, Ernest May und Philip Zelikow, wiesen in den 1998 veröffentlichten »Kennedy Tapes« (auf Wunsch des US-Präsidenten gemachte Tonbandaufnahmen von Gesprächen in seinem Büro - R. R.) darauf hin, daß Kuba seit 1898 »faktisch eine Kolonie der Vereinigten Staaten« war, bis Castro am 1. Januar 1959 dort die Macht übernahm. Die kubanische Revolution beendete die US-Kolonialherrschaft, und folglich richtete sich die Wut Washingtons gegen den Anführer der Revolution in Havanna. Die beiden Harvard-Historiker belegen, daß innerhalb weniger Monate der damalige Präsident Dwight D. Eisenhower (1953-1960) mit seinen Beratern einen geheimen Beschluß faßte, Kubas revolutionäre Regierung zu stürzen. Von Florida ausgehende Terrorangriffe gegen Kuba begannen im Oktober 1959. Sie wurden von der Regierung John F. Kennedy (1961-1963) fortgeführt und gipfelten schließlich in dem Desaster in der kubanischen Schweinebucht im Jahr 1961.
Haß auf Revolution
Arthur Schlesinger, ein Mitglied des intellektuellen Establishments und eine der wichtigeren Figuren der US-Außenpolitik, war seinerzeit als Chef der Lateinamerika-Mission der neuen Kennedy-Administration bei der Planung der Schweinebuchtinvasion dabeigewesen. Besonders aufschlußreich ist sein am 26. Februar 1997 in der New York Times veröffentlichter Brief an seinen Freund und ehemaligen stellvertretenden Wirtschaftsminister unter US-Präsidenten William Clinton (1993-2001), Stuart Eizenstat. Dieser hatte kurz zuvor in derselben Zeitung das Jahrzehnte alte Recht der USA, in Kuba einzugreifen, verteidigt. Schlesinger erinnerte in seinem Brief daran, daß es das Ziel der Kennedy-Administration gewesen sei, »Castros Unruhestiftung in der Hemisphäre und seiner Anbindung an die Sowjetunion« ein Ende zu bereiten. Schließlich erklärte er, was er genau unter Kubas »Unruhestiftung in der Hemisphäre« versteht: »Die Ausbreitung von Castros Idee, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen«, sei das eigentliche Problem.
Bereits als Sonderberater von Präsident Kennedy hatte Schlesinger in einem inzwischen zur Veröffentlichung freigegebenen Geheimbericht gewarnt, daß in ganz Lateinamerika »die Verteilung von Grund und Boden und anderen Formen des nationalen Reichtums sehr zugunsten der begüterten Klassen ausfällt, aber die Armen und Unterprivilegierten vom Beispiel der kubanischen Revolution angetrieben werden und jetzt die Möglichkeiten einfordern, ein auskömmliches Leben zu führen«. Bezüglich der »Anbindung an die Sowjetunion« schrieb Schlesinger, daß diese sich erfolgreich »als Modell für eine Modernisierung der Gesellschaft während einer einzigen Generation präsentiert«. Sowjetunion und Kuba, das war eine gefährliche Mischung, die letztlich die US-Dominanz und die weitere Ausbeutung der ganzen Region in Frage stellte. Deshalb war sich jede US-Regierung seit Eisenhower einig, daß das Feuer der kubanischen Revolution, durch das die Unterdrückten und Geknechteten in Lateinamerika ermutigt wurden aufzubegehren, mit allen Mitteln ausgelöscht werden mußte. Diese Ermutigung der lateinamerikanischen Massen zur Selbstbefreiung war und ist das eigentliche »Verbrechen« der kubanischen Revolution, die folgerichtig den ganzen Haß Washingtons auf sich gezogen hat.
Auf jede erdenkliche Weise versuchte die CIA, den Anführer der kubanischen Revolution umzubringen. Dazu wollte man sich auch Castros Leidenschaft für das Tauchen vor Kubas Küsten zunutze machen. Die CIA investierte viel Zeit in die Präparation einer großvolumigen karibischen Muschel. Der Plan war, sie mit einer tödlichen Menge Sprengstoff zu versehen, der zur rechten Zeit explodieren würde. Um unter Wasser Castros Aufmerksamkeit auf die »richtige« Muschel zu lenken, sollte sie mit besonders lebhaften Farben bemalt werden. Dokumente, die im Rahmen des »Gesetzes für Informationsfreiheit« herausgegeben wurden, beweisen im nachhinein, daß es diesen Plan tatsächlich gab.
Castros Sicherheitsteam auf der Hut
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Unzählige Vorhaben konnten aufgrund ihrer vielen technischen und anderen Schwierigkeiten nicht umgesetzt werden. Das gilt auch für das Vorhaben, Castros Taucheranzug mit einem Pilz zu präparieren, der eine chronische und entstellende Hautkrankheit verursacht. Andere Versuche - wie etwa der, ihn mit Giftpillen im Tee oder Kaffee, dargereicht von Frauen aus Castros unmittelbarer Umgebung, ins Jenseits zu befördern - scheiterten ebenso wie der Plan, ihn mit einem bakteriologischen Gift, auf sein Taschentuch geträufelt, um die Ecke zu bringen. Kubas Revolutionsführer war nicht umzubringen, auch nicht mit einer 90-Kilo-Bombe, mit der er anläßlich seines Besuchs in Panama im Jahr 2000 in die Luft gejagt werden sollte. Sein persönliches Sicherheitsteam führte im Vorfeld Untersuchungen durch und fand die Bombe unter dem Rednerpodium. Vier Verschwörer, einschließlich des berüchtigten Luis Posada Carriles, wurden im Anschluß in Panama von einem Gericht zu hohen Haftstrafen verurteilt, ins Gefängnis geworfen - und nach kurzer Zeit begnadigt. Der Terrorist Posada wird bis heute von Venezuela und Kuba als Hauptverdächtiger für jenes Bombenattentat gesucht, bei dem eine kubanische Verkehrsmaschine 1976 mit über 70 Passagieren explodierte. Posada genießt bis heute als »unbescholtener« Bürger in Miami den Schutz der Bush-Administration.
Die meisten Mordversuche gegen Castro waren weitaus weniger kompliziert, wie die mit Botulin vergifteten oder die mit Sprengstoff gefüllten Zigarren, mit denen die CIA nach seinem Leben trachtete. Oft waren es mafiose Methoden: Schüsse auf der Straße aus nächster Nähe oder durch einen Scharfschützen von einem Dach aus. Aber die Schützen waren ebenso erfolglos wie die Giftmischer und Bombenleger. Sie alle scheiterten an Castros Sicherheitsdienst, bei dessen Ausbildung auch die DDR geholfen hatte. Um dennoch an den kubanischen Revolutionsführer heranzukommen, verbündeten sich die CIA-Regierungsterroristen wie so oft in ihrer Geschichte mit dem privat organisierten Verbrechen. Die Mafia, die in den vierziger und fünfziger Jahren in Havanna die florierenden Hotels mit Spielkasinos kontrolliert hatte, haßte Castro genauso wie die US-Regierungen.
Auf dieser Basis entstand der Plan, Castro mit Hilfe des Mafiapaten Johnny Roselli das Lebenslicht auszublasen. Der Plan war 1960 von CIA-Direktor Allen Dulles abgesegnet worden, und sein Abteilungsleiter für verdeckte Operationen, Richard Bissell, machte sich daran, geeignete Leute für die - wie er damals schrieb - »hochsensible Mission, die eine gangsterartige Operation verlangt«, zu finden.
Daß viele der CIA-Mordkomplotte heute bekannt sind, ist dem Church Committee des US-Senats zu verdanken. 1973, im Anschluß an den Watergate-Skandal, hatte der damalige CIA-Direktor James Schlesinger eine interne Bestandsaufnahme über die illegalen und deshalb verschwiegenen Aktivitäten der Agency in Auftrag gegeben. Das Church Committee legte 1975 die Machenschaften der CIA auf Zehntausenden Seiten offen, wobei vieles darin jedoch zensiert war. Aus dieser Zusammenstellung wurden aber die »family jewels« (Familienjuwelen) herausgenommen und im CIA-Giftschrank weggeschlossen. Im Juli dieses Jahres sind sie im Rahmen des »Gesetzes für Informationsfreiheit« zur Veröffentlichung gekommen - wenn auch über weite Stellen geschwärzt und damit zensiert. In ihnen wird auch über die Zusammenarbeit der CIA mit dem Mafiapaten Johnny Roselli zwecks Eliminierung Castros berichtet. Die wichtigsten Passagen aus den CIA-Dokumente zu diesen Fall sind im folgenden übersetzt. Das Original ist auf dieser Seite zu finden.
Dokumentiert Passagen aus den gerade veröffentlichten CIA-Geheimakten
- Im August 1960 wollte Richard M. Bissell von Oberst Sheffield Edwards wissen, ob das Sicherheitsbüro Leute habe, die bei einer extrem heiklen Mission, die kriminelle Aktivitäten verlangen würde, mitmachen könnten. Das Ziel der Mission war der Tod Fidel Castros.
- Wegen der extremen Gefährlichkeit der Angelegenheit wurde nur eine kleine Gruppe von CIA-Mitarbeitern in das Projekt eingeweiht. Der DCI (Director Counter Intelligence, Direktor der Gegenspionage - R. R.) wurde unterrichtet und gab seine Zustimmung zur Mission. Oberst J. C. King, Chef der WH-Abteilung1, wurde ebenfalls unterrichtet, aber von den Mitarbeitern der JMWAVE (CIA-Station in Miami zur Beobachtung Kubas - R. R.) wurden alle Details absichtlich verborgen. Bestimmtes Personal des TSD (des technischen Dienstes der CIA - R. R.) und der Nachrichtenabteilung nahm in den ersten Planungsphasen teil, aber sie hatten keine Ahnung vom Ziel der Mission.
- Robert A. Maheu, eine vom Sicherheitsbüro der CIA überprüfte Person, wurde kontaktiert, über das Projekt allgemein in Kenntnis gesetzt und gebeten herauszufinden, ob er einen Zugang zum Gangstermilieu verschaffen könne.
- Mr. Maheu gab an, er habe einen gewissen Johnny Roselli bei verschiedenen Gelegenheiten während seiner Reisen nach Las Vegas getroffen. Er kenne ihn nur beiläufig über Kunden, aber man habe ihm zu verstehen gegeben, daß er ein hochrangiges Mitglied jenes »Syndikats« sei, das alle Speiseeismaschinen auf dem Strip (Vergnügungsmeile in Las Vegas - R. R.) kontrolliere. Maheu legte dar, daß Roselli, wenn er tatsächlich ein Mitglied der Mafia sei, dann auch zweifellos Kontakte in die Kreise der kubanischen Spielhöllenbetreiber habe.
- Maheu wurde beauftragt, sich Roselli zu nähern. Dieser kannte Maheu als einen »Personal relations manager« für in- und ausländische Kunden. Maheu sollte ihm berichten, daß er kürzlich einen neuen Kunden bekommen habe, der mehrere internationale Unternehmen vertrete, die wegen Castros Aktionen schwere finanzielle Verluste in Kuba erlitten. Die Unternehmen seien überzeugt, daß die Beseitigung Castros die Antwort auf ihre Probleme sei, und sie seien bereit, 150000 Dollar für die erfolgreiche Erledigung des Auftrags zu zahlen. Roselli mußte dabei klargemacht werden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten nichts damit zu tun habe und auch nichts davon erfahren dürfe.
- Diese Offerte wurde Roselli am 14. September 1960 im Hilton Plaza Hotel in New York gemacht. James O'Connell vom Sicherheitsbüro war bei dem Treffen dabei. Er wurde Roselli als Angestellter von Maheu vorgestellt. O'Connell diente Rosseli bis Mai 1962 als direkter Kontakt. Danach wurde er wegen eines Auslandsauftrages abgezogen. Roselli wollte zunächst nichts davon wissen, aber dank Maheus Überzeugungskraft stimmte er dann zu, ihm einen Freund, Sam Gold, vorzustellen, der »die Kubaner« kenne. Roselli machte deutlich, daß er für seinen Teil kein Geld verlange, und er glaube, daß das bei Sam genauso sei. Keiner von beiden hat je Gelder der Agency erhalten.
- Sam wurde Maheu in der letzten Septemberwoche im Fontainebleau Hotel in Miami Beach vorgestellt. Joe (ebenfalls ein Mafiosi - R.R.) gab sich Sam gegenüber als ein Kurier für die Strecke Havanna und Miami aus. Einige Wochen nach diesem Treffen sah Maheu ein Foto von beiden in der Sonntagsbeilage des Parade Magazine. Dort wurden sie dem Lesepublikum mit ihren wirklichen Namen Momo Salvator Giancana und Santos Trafficant vorgestellt. Beide standen auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher des Bundesjustizministers. Sam wurde als eine Größe aus der Chicagoer Cosa Nostra und als Nachfolger von Al Capone beschrieben und Joe als der Cosa-Nostra-Boß für die Geschäfte auf Kuba. Nachdem Maheu diese Informationen überprüft hatte, rief er sofort dieses Büro (der CIA, das 1972 im Auftrag von A. Schlesinger diesen Bericht verfaßt hat - R. R.) an.
- Während der Diskussion über die möglichen Methoden zur Erfüllung der Mission schlug Sam vor, auf den Gebrauch von Schußwaffen zu verzichten, denn wenn er eine tödliche Pille bekommen könnte, die man Castros Essen oder Getränken beimischen würde, wäre das eine viel effektivere Operation. Sam deutete an, daß er einen vielversprechenden Kandidaten für das Attentat kenne: Juan Orta, ein kubanischer Beamter, der noch Zugang zu Castro habe, der von der Spielindustrie Schmiergelder erhalten habe und derzeit in einer finanziellen Klemme stecke.
- Der TSD wurde aufgefordert, sechs Pillen mit einem tödlichen Inhalt herzustellen. (Die Pillen sollten ihr Opfer erst am dritten Tag nach Verabreichung töten. Bis dahin hätte Castros Körper alle Spuren des Giftes ausgeschieden und bei einer Obduktion wäre ein natürlicher, wenn auch unerklärlicher Tod festgestellt worden - R. R.)
- Joe übergab Orta die Pillen. Nach mehrwöchigen Versuchen bekam Orta anscheinend kalte Füße und bat darum auszusteigen. Er schlug einen anderen Kandidaten vor, der ebenfalls mehrere erfolglose Versuche unternahm.
- Dann deutete Joe an, daß Dr. Anthony Verona, einer der wichtigsten Offiziere in der kubanischen Exiljunta, mit der Entwicklung der Junta unzufrieden und deshalb willens sei, die Mission mit seinen eigenen Mitteln zu Ende zu bringen.
- Als Vorbedingung für den Deal verlangte er 10000 Dollar für organisatorische Ausgaben und 1000 Dollar für Kommunikationsgeräte.
- Dr. Veronas Potential wurde nie voll ausgeschöpft, da das Projekt kurz nach der Schweinebucht-Episode abgebrochen wurde. Verona wurde davon in Kenntnis gesetzt, daß das Angebot nicht mehr gelte, und die Pillen wurden zurückgegeben.
- Von großem Interesse ist ein Vorfall im Zusammenhang einer Bitte von Sam an Maheu: Als die Verhandlungen über das Attentat auf Castro ihren Höhepunkt erreichten, gab Sam seinen Sorgen über seine Freundin Phyllis McGuire Ausdruck. Von ihr hatte er erfahren, daß ein gewisser Dan Rowan ihr viel zuviel Aufmerksamkeit während eines Besuchs eines Nachtklubs von Las Vegas geschenkt hatte. Sam bat Maheu, eine Wanze in Rowans Zimmer anbringen zu lassen, damit festgestellt werden könnte, wie die beiden zueinander stünden. Der Techniker, der die Wanze anbringen sollte, wurde jedoch bei seiner Arbeit ertappt, festgenommen und zum Verhör ins Büro des Sheriffs gebracht. Er rief Maheu an und informierte ihn, daß er von der Polizei festgehalten werde. Diesen Anruf machte er im Beisein von Polizeibeamten. Das Resultat war, daß das Justizministerium drohte, Maheu gemeinsam mit dem Techniker anzuklagen. Am 7. Februar 1962 unterrichtete der Sicherheitsdirektor der CIA Justizminister Robert Kennedy über die Hintergründe, die dazu geführt hatten, daß Maheu in die Abhörgeschichte verwickelt worden war. Auf unsere Bitte hin wurde die Anklage fallengelassen.
- Im Mai 1962 übernahm William Harvey das Projekt. Diesem Büro (die den vorliegenden Bericht verfassende CIA-Stelle - R. R.) ist nicht bekannt, ob Roselli von jenem Zeitpunkt an noch operationell verwendet wurde.
- Vom FBI wurde in Erfahrung gebracht, daß Roselli wegen sechs Vergehen, einschließlich der illegalen Einreise in die Vereinigten Staaten, verurteilt worden war. Aus unseren Akten geht das Datum des Urteils nicht hervor, aber es wird angenommen, daß es irgendwann im November 1967 war. (Die Verhaftung Rosellis war Teil einer großangelegten Operation des Justizministeriums gegen das organisierte Verbrechen. Um etwas gegen Roselli in die Hand zu bekommen, ging man bis in seine Kindheit zurück und stellte fest, daß er mit seinen Eltern unter falschem Namen eingereist und somit immer noch ein Illegaler war. - R. R.)
- Am 2. Dezember 1968 wurde Roselli gemeinsam mit vier anderen angeklagt wegen einer Verschwörung, Mitglieder des Friars Club mit einem gezinkten Kartenspiel um 400 000 Dollar zu betrügen.
- Mr. Harvey berichtete dem Sicherheitsbüro über seine Kontakte zu Roselli zwischen November und Dezember 1967 bis Januar 1968. Er ging davon aus, daß Johnny Roselli die Agency bei seinem Ausweisungsverfahren nicht um Hilfe angehen werde, solange ihm nicht tatsächlich die Deportation drohe. Roselli zeigte sich zuversichtlich, daß er die Berufung gewinnen werde.
- Am 17. November 1970 informierte Maheu James O'Connell, Rosellis erste Kontaktperson, darüber, daß Maheus Anwalt, Ed Morgan, einen Anruf von Rosellis Anwalt, Thomas Waddin, erhalten habe, wonach alle Möglichkeiten der Berufung erschöpft seien und seinem Mandaten nun die Deportation bevorstehe. Waddin deutete an, daß er, wenn niemand zugunsten Rosellis intervenieren würde, ein komplettes Exposé über seine Aktivitäten für die Agency anfertigen werde.
- Am 18. November 1970 wurde Mr. Helms (der damalige CIA-Chef - R. R.) über die jüngsten Entwicklungen in dem Fall unterrichtet. Es wurde entschieden, daß die Agency nichts unternehmen werde, um Roselli zu helfen. Die Entscheidung der Agency wurde Maheu übermittelt, und er stimmte unserer Position voll zu. Darüber hinaus erklärte er, daß er sich um eine mögliche Publicity keine Sorge mache, falls Roselli sich entschließen sollte, alles zu erzählen.
- Daraufhin gelang es Roselli oder einem seiner Helfer, Jack Anderson (ein Journalist - R. R.) mit Details der Operation zu versorgen. Beigefügt sind zwei Artikel von Anderson zu diesem Thema. (Unter den Titeln: »CIA für sechs Mordanschläge gegen Castro verantwortlich« und »Castro-Stalker arbeitete für die CIA« enthüllte Anderson in der Washington Post Anfang 1971 weitgehend die Hintergründe der Verschwörung - R. R.)
- Der zuletzt bekannte Aufenthaltsort von Roselli war das Bundesgefängnis in Seattle, Washington. (Ende)