Dossier

Friedensprozess in Kolumbien

Der bewaffnete Konflikt mit der größten Guerillagruppe wurde beendet. Aber bedeutet das auch Frieden?

Am 26. September 2016 beendeten die Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc) und die Regierung unter Präsident Juan Manuel Santos einen 52 Jahre währenden bewaffneten Konflikt. Der Friedensvertrag wurde in der nördlich gelegenen Hafenstadt Cartagena de la Indias im Beisein zahlreicher internationaler Staatsgäste unterzeichnet. Am 2. Oktober 2016 fand eine Volksabstimmung über den Friedensvertrag statt, bei der die Mehrheit für Nein stimmte.

Die Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Farc hatten bereits am 18. Oktober 2012 in Oslo begonnen. Norwegen und Kuba fungieren als Garanten, Venezuela und Chile als Begleiter des Friedensprozesses.

Ab dem 19. November wurden die Gespräche in Havanna fortgesetzt, bei dieser Gelegenheit erklärten die Farc einen einseitigen Waffenstillstand bis zum 20. Januar 2013. Bereits im Vorfeld hatte die Guerilla eine bilaterale Waffenruhe während der Verhandlungen vorgeschlagen. Dies lehnte die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos bis zum 29. August 2016 ab.

Im Mittelpunkt der Gespräche stehen die sechs Themen Landreform, Demokratisierung und politische Beteiligung der Bürger, Ende des Konfliktes und politische Integration der Guerilla, Lösung des Problems der illegalen Drogen, Entschädigung für die Opfer, Durchführung und Verifizierung des Friedensabkommens.

Es ist der dritte Friedensprozess seit Beginn des bewaffneten Konflikts. Die linksgerichteten Farc wurden im Mai 1964 von Mitgliedern der kommunistischen Partei Kolumbiens und Bauern gegründet. Ihr Kampf richtet sich seitdem gegen die oligarchische Land- und Machtkonzentration in Kolumbien. Die derzeit größte Guerillaorganisation Lateinamerikas soll weiterhin eine Stärke von tausenden Kämpfern besitzen.