Aufruf zur Unterstützung: "Maleta Salvavidas" – Hilfsprojekt für krebskranke Kinder in Venezuela

Mit dem Projekt sollen die gravierenden Folgen der US-Sanktionen vor allem im Gesundheitssektor abgemildert werden

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Übergabe von Medikamenten im "Centro Piloto de Salud Indigena" der Pemon in Santa Cruz de Mapaurí (Juli 2021)
Übergabe von Medikamenten im "Centro Piloto de Salud Indigena" der Pemon in Santa Cruz de Mapaurí (Juli 2021)

Die US-geführten Sanktionen ziehen dramatische Folgen für das Leben der Menschen in Venezuela nach sich. Das Projekt "Maleta Salvavidas" (Rettungskoffer) zeigt, dass den Folgen dieses Krieges gegen Venezuela - was die Sanktionen letztendlich sind – durch solidarische Arbeit entgegengewirkt und damit ein politisches Zeichen gesetzt werden kann.

Seit 2014/15 wurden über 120 Sanktionsmaßnahmen von Seiten der USA und der Europäischen Union gegen das bolivarische Venezuela verhängt. Keine davon war von einem Mandat der Vereinten Nationen gedeckt. Sie betrafen Transportmittel, Firmen und Personen. Nachdem der selbsternannte Präsident Juan Guaído von den USA als Repräsentant Venezuelas anerkannt wurde, erfolgte im August 2019 ein totales Wirtschaftsembargo gegen Venezuela. Dem Parallel-Präsidenten wurde die weitgehende Kontrolle über staatliche Vermögen im Ausland eingeräumt, u.a. über die Citgo, die US-Tochter der staatlichen venezolanischen Erdölgesellschaft PDVSA, der Haupteinnahmequelle des Landes.

Im Februar 2021 besuchte die Sonderberichterstatterin der UN, Alena Douhan, das Land und kritisierte die Zwangsmaßnahmen der EU und der US-Administration gegen Venezuela scharf: Die Sanktionen verstoßen massiv gegen die Souveränität und gegen das Eigentum des Staates Venezuela sowie gegen internationales Recht1.

So wurden etwa vom Gesundheitsministerium Venezuelas angewiesene Zahlungen für Krebsmedikamente von internationalen Pharmafirmen einbehalten, ohne die bezahlten Medikamente nach Venezuela zu liefern (persönliche Kommunikation). Allein für den Zeitraum 2017-2018 wird geschätzt, dass etwa 40.000 Menschen in Venezuela an den direkten oder indirekten Folgen dieser Blockade, vor allem wegen dem daraus resultierenden Mangel an Medikamenten und Behandlungsmöglichkeiten gestorben sind2.

Um etwas gegen diese Situation zu tun, wurde "Maleta Salvavidas" von dem Biologen Stephan Pelser gegründet. Die Projektidee im Jahr 2018 war, die Abteilung der Kinderonkologie im Universitätskrankenhaus "Ruiz y Paez" in Ciudad Bolívar, der Hauptstadt des Bundesstaates Bolívar im Süden Venezuelas, mit Medikamenten zu unterstützen, welche dort aufgrund der Sanktionen für die Behandlung dieser Kinder fehlen.

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Ihr konnte "Maletas Salavidas" helfen: Die 14-jährige Genesis erhielt die dringend benötigten Medikamente Dexamethason und Leukovorin
Ihr konnte "Maletas Salavidas" helfen: Die 14-jährige Genesis erhielt die dringend benötigten Medikamente Dexamethason und Leukovorin

Beispielsweise wurde die 14-jährige Genesis und der 8-jährige Saul mit Akuter Lymphatischer Leukämie (ALL) diagnostiziert. Da die zwei für die Behandlung wichtigen Medikamente Dexamethason und Leukovorin fehlten, wären beide Kinder gestorben. Mit Hilfe von Spenden aus verschiedenen Quellen – u. a. spendete auch die antifaschistische Veteranenorganisation Arci L. Bugiani aus Pistoia/Italien – konnten die Medikamente gekauft werden. Beide Kinder wurden erfolgreich behandelt und geheilt.

Bei der nunmehr vierten Aktion im Juli dieses Jahres wurden Medikamente und Materialien für knapp 15.000 Euro aus Spenden übergeben. Seit Beginn wurde das Projekt von Ärzten, Freunden und weiteren Mitstreitern aus Deutschland, Italien und Venezuela unterstützt, seit diesem Jahr auch von der Gesellschaft für Frieden und internationale Solidarität (GeFiS).

Ein enger Kooperationspartner auf venezolanischer Seite ist Fundalatin, eine venezolanische Nichtregierungsorganisation, welche seit vielen Jahren die Behandlung krebskranker Kinder im Ausland, vorrangig für Knochenmark- und Organtransplantationen, organisiert. Allein auf der Warteliste von Fundalatin sind 11 Kinder verstorben, weil ihnen die Behandlung im Ausland nicht mehr ermöglicht wird. Weitere 51 sind noch auf dieser Liste und warten dringend auf ihre Behandlung. In ganz Venezuela sind Tausende von Kindern durch diese Politik betroffen.

Das Projekt "Maleta Salvavidas" wird in allen Belangen vom neugegründeten, im Außenministerium angesiedelten Instituto Simón Bolívar para la Paz y la Solidaridad entre los Pueblos (ISB) unterstützt.

Neben den Medikamenten für krebskranke Kinder im Hospital "Ruiz y Paez" wurde beim letzten Besuch auch ein Ambulatorium der indigenen Gruppe der Pemón in Santa Cruz de Mapauri, die in einer ländlichen Gegend des Bundesstaates Bolivar leben, mit Medikamenten und Materialien, wie z.B. Covid-Kits und Anti-Seren gegen Schlangenbisse versorgt. Ein weiteres Unterstützungsprojekt für ein Ambulatorium des Barrios "23 de Enero" in Caracas ist in Vorbereitung. Die "Colectivos" in diesem Barrio versuchen alles, von der Lebensmittel- bis zur Gesundheitsversorgung, autonom zu organisieren.

Ziel von "Maleta Salvavidas" ist es, die gravierenden Folgen der Sanktionen v.a. im Gesundheitssektor abzumildern. Der Erfolg ist letztendlich davon abhängig, wie viele Menschen sich an solchen Projekten beteiligen. Obwohl erst wenige Mitstreiter regelmäßig dabei sind und keine großen Ressourcen verfügbar sind, konnte das Projekt dazu beitragen, dass einige krebskranke Kinder überlebten.

Um die Unterstützung bestimmter Krankenhäuser und Ambulatorien zu verbessern, muss der Pool an Menschen, die mithelfen oder spenden wollen, vergrößert werden. Gruppen oder Einzelpersonen aus allen gesellschaftlichen Bereichen sind herzlich eingeladen mitzumachen. Sowohl Spenden als auch die aktive Hilfe beim Transport und Verteilung der Medikamente sind willkommen. Die nächste Aktion ist für November 2021 geplant.

Auf Youtube findet sich eine Dokumentation zur letzten Aktion im Juli unter:

https://www.youtube.com/watch?v=66OzABZUve8

Die Kontaktaufnahme mit Maleta Salvavidas ist jederzeit möglich über:

maletasalvavidas@gmx.net