Manifest sozialer Bewegungen und der Regierung Boliviens für den Frieden

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Domingo Vásquez von der Ölarbeitergewerkschaft und Sprecher von Conalcam, verlas das Manifest bei einer Pressekonferenz im Regierungssitz in La Paz. Links hinter ihm Präsident Evo Morales
Domingo Vásquez von der Ölarbeitergewerkschaft und Sprecher von Conalcam, verlas das Manifest bei einer Pressekonferenz im Regierungssitz in La Paz. Links hinter ihm Präsident Evo Morales

Boliviens Präsident Evo Morales und die Nationale Koalition für Veränderung (Conalcam) haben am Dienstag dieses gemeinsame "Manifest“ vorgestellt. In der Conalcam sind die größten Indigenen, Arbeiter- und Bauernorganisationen des Landes zusammengeschlossen

Manifest zur Verteidigung des Lebens und des Friedens der Welt

Wir sind mit der schwersten humanitären Krise der Geschichte der vergangenen 70 Jahre konfrontiert. Die Menschenfamilie erlebt eine erschütternde Realität.

Die Kriege und verschiedenartigen Konflikte an mehreren Orten der Welt haben zu einer verzweifelten Situation geführt. Mehr als 128 Millionen Menschen in 33 Ländern brauchen humanitäre Hilfe.

Mehr als 40 Millionen von ihnen sind Binnenvertriebene, über 21 Millionen sind Flüchtlinge und mehr als drei Millionen Asylsuchende.

Diese humanitäre Krise sieht man auch in den Augen der über 20 Millionen Menschen, die an verschiedenen Orten des Planeten Hunger leiden oder der Gefahr einer Hungersnot ausgesetzt sind.

Dies sind die Überlebenden. Sprechen wir auch über die, die gestorben sind. Allein die Invasion im Irak im Jahr 2003 hat bis heute zu über einer Million Toten geführt.

Der Krieg in Syrien hat nach sechs Jahren mehr als 400.00 Menschen das Leben gekostet. Die Intervention in Libyen hat den Tod von fast 50.000 Menschen verursacht.

Zudem hat die Zerstörung staatlicher Institutionen ein Vakuum hinterlassen, das sofort von Gruppen eingenommen wurde, die Gewalt schüren und großes Leid verursachen.

Wir sind uns dessen bewusst, dass viele dieser Konflikte dem Interventionismus, den Politiken zum Sturz von Regierungen und dem Ehrgeiz geschuldet sind, sich der Bodenschätze dieser überfallenen Völker zu bemächtigen.

Das Streben nach Kontrolle über Öl und Gas, über die Mineralien oder die georgrafische Lage sind die tatsächlichen Gründe für die imperialen Angriffe, um Kriege, Konflikte, Instabilität, Chaos und Tod zu befördern. In diesem Szenario der Kontrolle und Abwesenheit des Staates bemächtigen sie sich der Bodenschätze um sie dann unter ihren transnationalen Unternehmen aufzuteilen.

In den letzten Jahrzehnten haben wir mit Schrecken den Einsatz von Massenvernichtungswaffen gesehen: nukleare, chemische und biologische.

Scheinbar haben wir nichts aus den Tragödien des Atombombenabwurfes durch die USA in Hiroshima und Nagasaki gegen die Zivilbevölkerung gelernt und erleiden heute wieder die Bedrohung durch einen Atomkrieg.

Die Wissenschaft und die Technologie werden eingesetzt, um den Tod zu verbreiten und nicht, um das Leben zu retten.

Es ist auch wichtig daran zu erinnern, dass über 90 Prozent der Kriegstoten durch den Einsatz von sogenannten konventionellen Waffen verursacht werden.

Wir leben in einer Welt, in der es die Waffen sind, die sprechen. In der uns das Wettrüsten in einen Abgrund ohne Wiederkehr führt.

Wir sehen auch mit großer Sorge, dass eine Schwächung des internationalen Systems existiert, das durch die Vereinten Nationen repräsentiert wird und dass die USA einseitige Maßnahmen ergreifen und die UN-Charta verletzen.

Wir sind überzeugt, dass der Frieden ‒ Tochter der sozialen Gerechtigkeit und der Respektierung der Rechte der Mutter Erde ‒ der einzige Weg ist, um das Leben zu retten.

Bolivien ist ein Land, in dem wir mit vielen Kulturen und Völkern leben. Wir haben uns mit unserer Verfassung als friedfertig und frei von ausländischen Militärbasen auf unserem Territorium erklärt.

Angesichts der dramatischen weltweiten Situation und in Verteidigung dieser Prinzipien und Werte erklären wir folgendes:

1. Wir verurteilen entschieden jede Form von Invasion oder Einsatz von Gewalt und fordern, dass die Lösung von Kontroversen ausschließlich mit friedlichen Mechanismen geschieht.

2. Wir fordern, dass das Recht der Völker auf Frieden, Souveränität und Selbstbestimmung geachtet wird.

3. Wir fordern, dass jede Art von Konflikt und die aktuell stattfindenden Kriege mittels Dialog und politischer Verhandlungen beigelegt werden, welche die Prinzipien der Souveränität, der territorialen Integrität und der Unabhängigkeit aller Länder respektieren.

4. Wir fordern, dass nie mehr Massenvernichtungswaffen eingesetzt werden, seien es nukleare, chemische oder biologische.

5. Darüber hinaus fordern wir, dass diese Waffen nirgendwo auf der Welt hergestellt werden und dass alle bereits produzierten vollständig zerstört werden, auch die Atomwaffen

6. Wir fordern ein Ende des Wettrüstens, das aus dem Tod ein lukratives Geschäft macht und ökonomische Mittel, die wir zur Bekämpfung des Hungers und der Armut nutzen sollten, umlenkt.

7. Wir fordern, dass die UN kein Instrument sind, das Invasionen und einseitige Aktionen legitimiert, sondern die Prinzipien und Ziele verteidigen, die darauf orientiert sind, künftige Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die der Menschheit unsagbares Leid zufügt.

8. Wir fordern, dass die Invasoren von Ländern und Zerstörer von Staaten die angerichteten Schäden wiedergutmachen.

9. Die Menschheit muss sich auf den Kampf gegen die Ungleichheit konzentrieren, auf die Respektierung der Rechte der Mutter Erde und den Aufbau einer Welt, die die Menschenfamilie nicht spaltet. Eine Welt, in der die Bodenschätze Eigentum der Völker sind und in der die Dienstleistungen zur Grundversorgung als kollektive Rechte anerkannt sind.

10. Wir fordern die Respektierung aller Religionen und Kulturen. Die Vielfalt ist einer unserer großen Reichtümer. Wir alle müssen die Kultur des Friedens aufbauen.

18. April 2017

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