Wer ist der Provokateur? Deutsche Presse folgt Propaganda

Kolumbien darf sich ohne Widerspruch als Unschuldslamm darstellen

Am späten Sonntag Nachmittag kam Venezuelas Präsident Hugo Chávez in seiner wöchentlichen Fernsehsendung "Aló Presidente" auf die Spannungen mit Kolumbien und den USA zu sprechen:

"Sollten die USA uns von Kolumbien aus angreifen, müssen wir vorbereitet sein!"

Er rief seine Landsleute dazu auf, sich auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Hintergrund sind die vor kurzem unterzeichnete Einrichtung von US-Militärbasen in Kolumbien – nicht weit von der venezolanischen Grenze.

Es ließ nicht lange auf sich warten, da reagierte die internationale Presse: "Chávez spricht von Krieg" titelt zum Beispiel die sonst meist seriöse ARD Tagesschau auf ihrer Homepage. Der venezolanische Präsident heize die Spannungen an, steht unter einem Bild von Chávez.

Doch wer ist der Provokateur?

Ein Präsident, der zur Verteidigung seines Landes im Falle eines Angriffes aufruft? Diese klare Einschränkung wird natürlich gerne unterschlagen, denn offensichtlich geht es mal wieder um die Diskreditierung des Venezolaners. Daher wird auch gleich im zweiten Absatz eine Reaktion der kolumbianischen Regierung zitiert (offenbar aus einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP übernommen):

"Das Land habe nie eine "feindliche Geste" gegenüber der internationalen Gemeinschaft und Nachbarländern gezeigt"

Ein seriöses Informationsmedium würde eine solche Lüge niemals ohne Einordnung vermelden. Die Deutsche Qualitätspresse sieht dafür aber offenbar keinen Anlass. Der Angriff Kolumbiens auf ein Guerillalager in Ecuador im März des vergangenen Jahres scheint vergessen. Die Verletzung der Souveränität des Nachbarlandes hatte zu ernsten Spannungen in der Region geführt. Skrupellos proklamiert die Regierung in Bogotá für sich weiterhin das Recht des präventiven Militärschlags ohne Rücksicht auf Landesgrenzen. Dagegen stellt sich ganz Lateinamerika entschieden. Keine feindliche Geste?

Auch wegen der Beteiligung von US-Militärs an dem Überfall auf Ecuador hatte das Nachbarland die US-Präsenz vor Ort - mit einer Basis in Manta - unterbunden. Fast alle Länder des Kontinents verbieten ausländische Militärbasen auf ihrem Territorium - außer Kolumbien. Ohne jede Rücksicht auf die Sorgen des benachbarten Venezuela bot sich Kolumbien als Ersatzstandort für die US-Truppen an und nun sollen die US-Amerikaner auch noch diverse Stützpunkte an der Grenze zu Venezuela nutzen dürfen. Da bleibt nur nochmal die Frage: Wer ist der Provokateur?

Kürzlich aufgedeckte Agententätigkeiten des kolumbianischen Geheimdienstes DAS in Venezuela werden in diesem Kontext auch gerne verschwiegen. Während Venezuela fast hilflos versucht die über 2000 km lange Grenze zu Kolumbien zu sichern, scheint sich die rechtsgerichtete Regierung in Bogotá über das Einsickern von rechtsradikalen Paramilitärs ins Nachbarland zu amüsieren und versucht dreist jedes Verbrechen der Paras linken Guerillagruppen in die Schuhe zu schieben – selbst wenn die Beweise gegen die rechten Täter noch so erdrückend sind.

Hier soll offensichtlich der Verbündete von Kanzlerin Angela Merkel reingewaschen werden und sein linker Kontrahent in Venezuela bekämpft werden. Armer öffentlich-rechtlicher Journalismus in Deutschland, wenn er sich als Propaganda-Medium für die weltweite Rechte missbrauchen lässt.