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Die "neuen Revolutionäre" im kubanischen Internet

Die Rolle sogenannter unabhängiger Seiten im kubanischen Internet und die Task Force der Regierung von US-Präsident Donald Trump

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"Wir exportieren fake news nach Kuba". Im Januar 2018 hat die US-Regierung die Gründung einer Task Force vermeldet, um "den freien und unregulierten Informationsfluss in Kuba zu befördern."
"Wir exportieren fake news nach Kuba". Im Januar 2018 hat die US-Regierung die Gründung einer Task Force vermeldet, um "den freien und unregulierten Informationsfluss in Kuba zu befördern."

Einige der sogenannten unabhängigen Seiten im kubanischen Internet, genau die, die sich die jüngste Task Force der Regierung der USA zu fördern vorgenommen hat, haben seit einiger Zeit eine neue Art kubanischer "Revolutionäre" hervorgebracht.

Dies sind einige ihrer wichtigsten Eigenschaften:

- Die neuen "Revolutionäre" weisen als ihr hauptsächliches Glaubwürdigkeitsmerkmal darauf hin, dass sie gegen die Blockade der USA gegen Kuba seien, als ob diese Position nicht schon seit langem in Washington eine wesentlicher Teil des Plans B zur Beseitigung der Kubanischen Revolution wäre. Obama zum Beispiel war gegen die Blockade. Ob der ehemalige Präsident etwa auch ein neuer Revolutionär sein mag?

- Die neuen "Revolutionäre" sind fidelistischer als Fidel, sehen aber nur Flecken auf dem Haupterbe des Revolutionsführers: dem Kuba von heute.

- Die neuen "Revolutionäre", erbitterte Kritiker von staatlichem Zentralismus, kritisieren niemals direkt die Regierung, ihre bevorzugten Ziele sind vielmehr die Presse und einige Betriebe, die ihnen zufolge, obwohl sie diese als von eben dieser Regierung abhängig bezeichnen, tun wozu sie Lust haben.

- Obwohl die neuen "Revolutionäre" wissen, dass die Blockade existiert ‒ erinnert euch, dass, wie wir oben gesagt haben, sich derselben entgegen zu stellen das Hauptmerkmal für ihre Eigenschaft als Revolutionäre darstellt ‒ liegt alle Schuld an den Fehlern und Problemen des heutigen Kuba allein in der schlechten Leitung einer kleinen Gruppe von Bürokraten. Wird Nikki Haley [UN-Botschafterin der USA] auch auf der Liste dieser neuen "Revolutionäre" stehen?

- Die neuen "Revolutionäre" sind voller Widersprüche, wie es sich für einen neuen "Revolutionär" wohl gehört. Sie werden nicht müde zu betonen, dass man ihnen nicht gestatte, ihre neuen revolutionären Ideen in der staatlichen Presse zu veröffentlichen, wiederholen jedoch zugleich bis zur Erschöpfung, dass die offizielle Presse langweilig sei, immer nur das Gleiche wiederhole und dass sie deswegen niemand lese.

- Die neuen "Revolutionäre" schwören und beteuern, keine Gehaltsempfänger des offiziellen Denkens zu sein, akzeptieren aber Stipendien an Universitäten in den USA oder belegen Journalismuskurse in Holland, wo man ihnen sicherlich beibringt, den Sozialismus in Kuba zu verteidigen. Dabei können wir annehmen, dass solche Kurse und Stipendien natürlich kostenlos sind.

- Die neuen "Revolutionäre" sind auch Fachleute in Ökonomie und wissen daher, dass der Neoliberalismus die "beste" Option zur Lösung der Probleme eines unterentwickelten und seit mehr als einem halben Jahrhundert blockierten Landes ist.

- Als sei dies noch nicht genug, sind die neuen "Revolutionäre" zudem Experten für die Geschichte Kubas und verheimlichen deswegen, dass Julio Antonio Mella ein Anhänger der Gedanken von Martí und Gründer der Kommunistische Partei Kubas war und machen ihn zu einem Rebellen ohne Ziele, gleichsam zu einer Art von James Dean.

- Die neuen "Revolutionäre" rufen zum Ungehorsam auf, wo die Einheit dringend nötig ist. Für sie, die "auch Politikexperten sind", haben die "juristische" Verfolgung der Anführer der lateinamerikanischen Linken, die Versuche weicher Putsche und Invasionen in Venezuela und Nicaragua nichts mit Kuba zu tun.

- Die neuen "Revolutionäre" sind demokratisch und respektieren gegenteilige Meinungen, daher sind diejenigen, die ihre Positionen nicht teilen: unterwürfig, lammfromm, gehorsam, mittelmäßig, Taliban, Rote Khmer, Stalinisten, Regierungsanhänger und Unterdrücker.

- Die Hauptaufgabe der neuen "Revolutionäre" besteht also darin, zu spalten ‒ was ihnen zweifelsohne zuweilen gelingt.

Der Artikel wurde zunächst auf der Webseite CubaSí veröffentlicht und vom Präsidenten des Staats- und Ministerrates, Miguel Díaz-Canel Bermúdez, in seiner Rede vor dem 10. Kongress des Kubanischen Journalistenverbandes zitiert.

M. H. Lagarde aus Kuba ist Journalist und Herausgeber der Webseite Cuba Sí