Uruguay / Kultur

Uruguay oder der Fluch des Playoffs

Zum vierten Mal in Folge muss Uruguay ins WM-Playoff. Am 13. und 20. November wartet Jordanien auf die Südamerikaner

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Uruguays Nationalmannschaft beim Training in Amman
Uruguays Nationalmannschaft beim Training in Amman

Bereits zweimal konnte Uruguay die Weltmeisterschaft gewinnen. Die erste WM 1930, die im eigenen Land stattfand, und 1950 die WM in Brasilien. "Alles war vorgesehen, außer ein Sieg von Uruguay", schrieb Fifa-Präsident Jules Rimet. Den Gastgebern hätte ein Unentschieden gereicht, aber 200.000 Zuschauer forderten ein Schützenfest. Dem kleinen Nachbarland gelang es nach einem Rückstand, einen 2:1-Sieg zu erzielen. Der uruguayische Schriftsteller Eduardo Galeano schrieb: "Es war das tosendste Schweigen in der Geschichte des Fußballs". Das legendäre Finalspiel ging als "Maracanazo" in die Geschichte ein. Für Brasilien ein Trauma, das die Nation bis heute beschäftigt,  dem kleinen Nachbarland jedoch großes Vertrauen mit auf den Weg gegeben hat. Nur zu gern würden die Uruguayer dieses historische Szenario im nächsten Jahr wiederholen. Noch sind sie jedoch nicht für die WM 2014 qualifiziert.

Die Ausgangslage in der Südamerika-Gruppe war vor Beginn der letzten Qualifikationsrunde denkbar schlecht. Ecuador und Chile lagen mit je drei Punkten Vorsprung auf den Rängen drei und vier. Sie trafen im Direktduell aufeinander; ein Remis hätte beiden zum Weiterkommen gereicht, aber Chile gewann das Heimspiel in Santiago mit 2:1. Die Schützenhilfe Chiles half den Uruguayern jedoch nicht. Sie gewannen zwar ihr Heimspiel in Montevideo gegen den La-Plata-Nachbarn Argentinien mit 3:2 dank Toren von Cristian Rodriguez (Atletico Madrid), Luis Suarez (Liverpool) und Edinson Cavani (Paris Saint-Germain). Am Schluss aber fehlten ihnen vier Tore gegenüber Ecuador. Als kleiner Trost wurde Luis Suárez Torschützenkönig der Südamerika-Gruppe (elf Tore, vor Lionel Messi mit zehn Toren).

Wie so oft waren sie aufgrund ihrer Unbeständigkeit und Lässigkeit selber Schuld, sich nicht direkt zu qualifizieren. So verloren sie am vorletzten Spieltag gegen den direkten Gegner Ecuador mit 0:1, gingen in Kolumbien mit 0:4 ohne erkennbare Gegenwehr unter und schenkten den Bolivianern vier Tore. Am Ende der Südamerikaqualifikation verzeichnete das Nationalteam vier Remis und fünf Niederlagen in 16 Spielen. Die uruguayische Zeitung "El Observador" machte daher zu Recht ein "Gefühl von Ärger" aus. Das uruguayische Nationalteam, die sogenannte Celeste, belegt im Fifa-Ranking immerhin Platz sechs und bei der WM in Südafrika errang sie den vierten Platz. Daher verwundert es schon, dass sie sich in der Südamerikagruppe nicht direkt qualifiziert haben, zumal Brasilien, als Gastgeberland gesetzt, kein Gegner war.

Auf die Frage, warum Uruguay sich stets so schwer getan hat und mehrmals erst über die Playoffs das Ticket zur WM löste, erwiderte Diego Forlan, der Kapitän der Nationalmannschaft, nur: "Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich kann es nicht erklären."

Immerhin wissen die Uruguayer, wie es ist, interkontinentale Playoffs zu absolvieren. 2002 besiegten sie Australien. Bei der erneuten Begegnung 2006 jedoch siegte das Team aus Down-Under und fuhr anstelle der Südamerikaner zur WM nach Deutschland. 2010 konnten sie Costa Rica bezwingen und sich erfolgreich in Südafrika behaupten.

"Wir wären auf dem Holzweg, wenn wir dächten, dass Jordanien uns keine Probleme bereiten wird", warnt der uruguayische Trainer Oscar Washington Tabarez, der seit 2006 im Amt ist. Das hängt auch damit zusammen, dass die Uruguayer nicht sehr viel über ihren nächsten Gegner wissen. In der Weltrangliste liegt Jordanien auf Platz 70. Keiner der Spieler des Nationalteams ist in Europa unter Vertrag, einige spielen in den Ligen Kuwaits und Saudi-Arabiens. Am bekanntesten ist noch der Trainer Hossam Hassan, er nahm 1990 als Spieler für Ägypten an der WM in Italien teil. Uruguays Stürmer Suárez warnt: "Jordanien wird sehr motiviert sein, gegen uns zu spielen".

Wenn am heutigen 13 November um 16 Uhr MEZ das Hinspiel im Beisein des Königs in Amman angepfiffen wird, geht es um alles oder nichts. An-Nashama oder "The Brave Gentlemen", wie das jordanische Nationalteam genannt wird, war noch nie so nah dran, sich für die Endrunde einer WM zu qualifizieren. "Unser wichtigster Trumpf wird unsere Motivation gegen einen prestigeträchtigen Gegner sein, der ehemaliger Weltmeister ist und zu den besten Mannschaften der Welt gehört", erklärt Offensivspieler Abdallah Salim.

Der uruguayische Mittelfeldspieler Cristian Rodríguez warnte seine Kollegen am Dienstag davor, es sich in der Favoritenrolle bequem zu machen. "Ich sage immer, dass Jordanien nicht ohne Grund so weit gekommen ist, und das dürfen wir nicht vergessen. Im Fußball gibt es schon lange keine Favoriten mehr."