Für die politische Lösung des kolumbianischen Konfliktes

Aufruf von internationalen Schriftstellern, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten

Anlässlich eines internationalen Treffens für den Frieden und die politische Lösung des Konflikts in Kolumbien vom 23. bis 25. März in Lausanne dokumentieren wir einen Aufruf von Schriftstellern, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten.


"Kolumbien ist ein Land,
wo sich Flüsse aus Gold
mit Flüssen aus Blut vermischen."
Eduardo Galeano

Der interne Konflikt in Kolumbien dauert fast sechs Jahrzehnte und ist zu einem der ältesten der Welt geworden, zusammen mit dem in Palästina und Kaschmir.

In dieser Konfrontation war die Zivilbevölkerung das erste Opfer. Nach den Zahlen, die nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen angeben, sind es mehr als 60.000 Verhaftete-Verschwundene; 8.000 politische Gefangene; hunderte Massengräber; fünf Millionen Bauern, Indigene und Afro-Kolumbianer, die in den letzten zehn Jahren gewaltsam von ihrem Land vertrieben worden sind, und tausende politische Morde jedes Jahr. Internationale Instanzen wie die UNO, zeigen auf den Staat, zusammen mit seinen paramilitärischen Gruppen, als Hauptverantwortlichen einer solchen Gewalt. Die Aufständischen, vertreten in den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) und der Armee der Nationalen Befreiung (ELN) tragen, wenn auch minmal, ebenfalls ihre Verantwortung.

Analysiert man die politische Geschichte des Landes, kann man bekräftigen, dass die Guerilla Konsequenz und nicht Ursache eines Krieges ist, der ökonomische, politische und soziale Wurzeln hat. Man kann ebenfalls feststellen, dass die Aufständischen seit 30 Jahren auf einem politischen Verhandlungsweg des Konfliktes bestehen. Bei den Dialogversuchen, die bereits stattfanden, haben die verschiedenen Regierungen Vorwände benutzt, um bei der Suche nach einem Frieden mit Würde nicht voran zu kommen, sondern sie abzubrechen. Der Mord an Führern der FARC und die Verfolgung der ELN-Führer mit dem gleichen Ziel, führt zur Blockadade der Forderungen nach einer Verhandlung.

Wir waren auch Zeugen der großen Mobilisierungen breiter Schichten des kolumbianischen Volkes, das fordert und ruft nach einer politischen Lösung, die zum Frieden mit sozialer Gerechtigkeit führt.

In den vergangenen Monaten hat die kolumbianische Regierung wiederholt, dass der Konflikt nur die Kolumbianer angehe. Aber es ist leicht zu überprüfen, wenn man die Geopolitik betrachtet, dass das nicht so ist. Denn aus vielfältigen Gründen betrifft er schon die Region und den Kontinent. Wenn man die Geschichte nochmals betrachtet, stellt man fest, dass die USA eine große Verantwortung für seine Verschärfung tragen, indem sie beabsichtigen, diese Nation zu einer kontinentalen Militärbasis zu machen, mit dem Ziel, die demokratischen Projekte einzudämmen, die sich in Lateinamerika entwickeln. Während regionale Instanzen wie die Union Südamerikanischen Nationen (UNASUR) die Region zu einem Territorium des Friedens erklärt haben.

Auf Grund des zuvor gesagten, rufen wir die kolumbianische Regierung und darüber hinaus die USA auf, auf das kolumbianische Volk zu hören und den Vorschlag der Aufständischen zu akzeptieren, eine politische Verhandlungslösung für den Konflikt zu suchen.

Wir sind überzeugt, dass die Lösung politisch ist und nicht militärisch.

Adolfo Pérez Esquivel, Nobelpreisträger, Argentinien
Jean Ziegler, Vizepräsident des Beirates des UNO-Menschenrechtsrates, Schweiz
Piedad Córdoba, Sprecherin der “Kolumbianer und Kolumbianerinnen für den Frieden”, Kolumbien
Martín Almada, Träger des alternativen Friedensnobelpreises, Paraguay
Hernando Calvo Ospina, Journalist, Kolumbien/Frankreich
Gilberto López y Rivas, Professor, Mexiko
Hugo Moldiz Mercado, Journalist, Bolivien
Paul-Emile Dupret, Berater im Europäischen Parlament, Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke, Belgien
Alfonso Sastre, Schriftsteller, Spanien
Roberto Fernández Retamar, Schriftsteller, Kuba
Santiago Alba, Journalist, Spanien/Tunesien
James Petras, Soziologe, USA
Ramón Chao, Journalist, Spanien/Frankreich
François Houtart, Theologe, Belgien
Pascual Serrano, Journalist, Spanien
Aram Aharonian, Journalist, Uruguay/Venezuela
Carlos Fazio, Journalist, Mexiko
Fernando Buen Abad Domínguez, Philosoph, Mexiko
Carlos Padrón, Schauspieler, Kuba
Manuel Cabieses Donoso, Journalist, Chile
Carmen Bohórquez, Historikerin, Venezuela
Stella Calloni, Journalistin, Argentinien
Belén Gopegui, Schriftstellerin, Spanien
Alejandro Dausá, Priester, Argentinien
Constantino Bértolo, Verleger, Spanien
David Acera, Schauspieler, Spanien
Mario Casasús, Journalistin, Mexiko
Paul Fortis, Schrifsteller, El Salvador
Ricardo Bajo, Journalist, Bolivien
Carlos Aznárez, Journalist, Argentinien
Jorge Capelán, Journalist, Nicaragua
Miguel Alvarez Gándara, Serapaz, Mexiko
Sara Rosenberg, Schriftstellerin, Argentinien/Spanien

Dieser Aufruf wurde verfasst von Hernando Calvo Ospina


Vom 23. bis 25. März 2012 findet in Lausanne, Schweiz, das Internationale Treffen für den Frieden und die politische Lösung des Konflikts in Kolumbien statt.