Petro wirft Trump "ethnischen Krieg" vor, auch Sheinbaum übt Kritik

Auslöser sind Krawalle und der Einsatz des Militärs in Chicago. Abschiebeflüge gehen vor allem nach Lateinamerika und in die Karibik

u.s_-_mexico_border_wall.jpg

Zaun an der Grenze zwischen USA und Mexiko bei San Diego
Zaun an der Grenze zwischen USA und Mexiko bei San Diego

Bogotá/Mexiko-Stadt/Chicago. Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro hat seinem US-amerikanischen Amtskollegen Donald Trump vorgeworfen, mit seinen Maßnahmen zur Beschleunigung der Abschiebung von Migrant:innen einen ethnischen Krieg ausgelöst zu haben. Auch die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum lehnte jüngst die Razzien der Einwanderungsbehörde in den USA ab.

Petro schrieb auf seinem X-Account: "Trump hat einen ethnischen Krieg in den Vereinigten Staaten entfesselt. Er tut den Lateinamerikanern dasselbe an wie Hitler den Juden." Darunter war ein Video der Deutschen Welle von den Einsätzen der US-amerikanischen Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) in Chicago zu sehen, wo es zu schweren Zusammenstößen mit der protestierenden Bevölkerung kam.

Vermummte Einsatzkräfte in Fahrzeugen ohne Kennzeichen hätten Kinder mit Kabelbindern gefesselt und von ihren Eltern getrennt festgehalten. Der demokratische Gouverneur des Staates Illinois, Jay Robert Pritzker, verurteilte die Razzien der ICE und kündigte eine Untersuchung der Vorfälle an. Gegenüber Minderjährigen dürften keine "militärischen Taktiken" angewendet werden, so Pritzker. Seit Beginn der Operation der ICE im vergangenen Monat im Großraum Chicago wurden bereits mehr als 1.000 Einwanderer:innen festgenommen, darunter zahlreiche mit legalem Migrationsstatus.

Trump hatte zuvor Chicago, die drittgrößte Stadt der USA, aufgrund der Proteste gegen die Migrationskontrollen zur "Kriegszone" erklärt, womit er die Stationierung von 300 Militärs rechtfertigte. Seine Genehmigung des Einsatzes der Nationalgarde in verschiedenen Bundesstaaten des Landes, die vornehmlich von Demokrat:innen regiert werden, sorgt für heftige Kritik. Pritzker kündigte an, rechtlich gegen den Militärseinsatz vorzugehen, weil dies einen Verfassungsbruch darstelle.

Über den Tellerrand schauen?

Mit Ihrer Spende können wir Ihnen täglich das Geschehen in Lateinamerika näher bringen.

Auch von Seiten der mexikanischen Regierung waren vergangene Woche klare Worte gegen die Migrationspolitik der US-Regierung zu hören. Präsidentin Claudia Sheinbaum lehnte auf einer Konferenz im Nationalpalast die Razzien ab. "Die Mexikaner und die Mexikanerinnen, die in den Vereinigten Staaten leben, sind fleißige Arbeiter. Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat, muss das untersucht werden, aber sie sind keine Kriminellen, sondern Arbeiter, die die Vereinigten Staaten vorangebracht haben", erklärte sie.

Allein in den letzten vier Monaten seien über 1.000 mexikanische Staatsbürger:innen verhaftet worden. Die mexikanische Regierung sichere ihren festgenommenen Landsleuten konsularische Unterstützung zu. Einige von ihnen seien bereits nach Mexiko zurückgeführt worden, während andere weiterhin in Haftanstalten festgehalten würden. Sheinbaum forderte die US-Regierung dazu auf, von massiven Razzien und einer Kriminalisierung der Migrant:innen abzusehen. Stattdessen sei "ein anderer Ansatz" zur Bewältigung des Migrationsphänomens nötig, der die Rechte der Menschen garantiere.

Laut einem Bericht von Human Rights First wurden in den ersten sieben Monaten seit Amtsantritt der Trump-Regierung 1.341 Abschiebeflüge im Auftrag der ICE in 66 Länder registriert. Der Großteil der Charter- und Militärmaschinen ging nach Lateinamerika und die Karibik, darunter 309 Flüge nach Guatemala, 259 nach Honduras, 217 nach Mexiko, 119 nach El Salvador, 60 nach Ecuador, 56 nach Kolumbien und 48 nach Venezuela. Allein die ersten 13 Länder befinden sich in Lateinamerika und der Karibik und machen 89 Prozent aller Deportationsflüge zwischen dem 20. Januar und 31. August 2025 aus.

Petro gilt neben Sheinbaum als einer der kritischsten Stimmen Lateinamerikas gegenüber der Migrationspolitik der Trump-Regierung. Vergangenen Januar hatten sich beide lateinamerikanischen Regierungen geweigert, US-Flugzeuge mit ausgewiesenen Landsleuten an Bord auf ihrem Territorium landen zu lassen. Sie lehnten den Transport mit Militärmaschinen und die Fesselung der Deportierten ab (amerika21 berichtete).