Ultrarechte Venezolanerin Machado erhält Friedensnobelpreis

Wiederholte Forderung nach US-Militärintervention in Venezuela. Machado schlägt über die Regierung Maduro ähnliche Töne an wie Trump. Kolumbianische Rechte feiert Verleihung

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Im Februar bezeichnete Machado "das Regime Maduros" als "eine Bedrohung für die Sicherheit der USA und der Hemisphäre"
Im Februar bezeichnete Machado "das Regime Maduros" als "eine Bedrohung für die Sicherheit der USA und der Hemisphäre"

Caracas/Oslo. Inmitten konkreter militärischer Drohungen der US-Regierung gegen Venezuela hat das norwegische Nobelkomitee eine Befürworterin dieser Politik mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Am heutigen Freitag verkündete das Komitee die Auszeichnung der venezolanischen Rechtsaußen-Politikerin Maria Corina Machado.

Es begründete die Vergabe mit ihrem "unermüdlichen Engagement für die Förderung der demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes" und "ihrem Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie". 

Machado widmete den Friedensnobelpreis "dem venezolanischen Volk" und US-Präsident Donald Trump "für seine entscheidende Unterstützung".

Venezuela-Expert:innen wie der emeritierte Professor Steve Ellner sehen in Machado eine Vertreterin einer "harten Linie" innerhalb der venezolanischen Opposition, "nach dem Geschmack der USA". Bereits während der ersten Regierung Trumps forderte Machado Washington auf, die Bemühungen um einen Dialog mit Maduro abzubrechen (amerika21 berichtete). Wiederholt hatte sie sich um eine US-Militärintervention in Venezuela bemüht, um Präsident Nicolás Maduro zu stürzen.

Dabei schlug sie ähnliche Töne an, wie es heute Präsident Trump bei der Rechtfertigung einer mutmaßlichen militärischen Bekämpfung des Drogenhandels in der Karibik in der Nähe Venezuelas tut. Machado bezeichnete die venezolanische Regierungsführung als Teil "krimineller Mafias". Heute spricht Trump von einem "Sonnenkartell", in dem Präsident Nicolás Maduro eine Rolle spielen soll.

Die Zerstörung mehrerer Boote in Gewässern vor Venezuela durch die USA hat seit September 21 Todesopfer gefordert. Die Befürchtungen nehmen zu, dass sich die Angriffe der USA demnächst auf venezolanisches Territorium ausweiten könnten (amerika21 berichtete). Kritiker:innen der Militärpolitik von Trump in der Karibik sehen darin eine Regime-Change-Strategie, darunter Mitglieder der demokratischen US-Partei.

Im Februar bezeichnete Machado "das Regime Maduros" als "eine Bedrohung für die Sicherheit der USA und der Hemisphäre". Um dagegen anzukämpfen, seien sowohl "interne" als auch "externe" Wege notwendig. 2020 bemühte sie sich um eine internationale Intervention des UN-Sicherheitsrats im Rahmen der "Schutzverantwortung" (Responsibility to Protect) mit dem Ziel, Maduro zu stürzen.

Nach der Bekanntgabe des Friedensnobelpreises für Maria Corina Machado kommen die ersten lateinamerikanischen Reaktionen aus Kolumbien. Dazu gehören Glückwünsche mehrerer ultrarechter Politiker:innen, die sich seit Langem mit Machados politischem Handeln in Venezuela verbunden zeigen.

Der kolumbianische Ex-Präsident Álvaro Uribe (2002–2010), der kürzlich zu zwölf Jahren Hausarrest wegen Prozessbetrugs und Zeugenbestechung verurteilt wurde, reagierte mit den Worten: "Es lebe María Corina, es lebe die Demokratie, es lebe Venezuela, es lebe Kolumbien."

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In der Vergangenheit ordneten Gerichte Ermittlungen gegen Uribe wegen mutmaßlicher Verwicklungen in paramilitärische Massaker an. Vergangene Woche veranlasste die Justiz außerdem neue Untersuchungen gegen den ultrarechten Politiker, um möglichen Hinweisen auf seine Beteiligung an der Anstiftung zum Mord an zwei Menschenrechtsaktivist:innen nachzugehen.

Nach seiner Verurteilung zeigte sich die Friedensnobelpreisträgerin solidarisch: "Präsident Uribe, in diesen schwierigen und komplexen Zeiten, denen Sie gegenüberstehen, möchte ich Ihnen meine ganze Solidarität, mein Vertrauen und meine Zuneigung aussprechen."

Machado bezeichnete Uribe als "einen echten Verbündeten der Demokratie und der Freiheit in Venezuela". "Ich weiß, dass sich in Ihrem wie in unserem Land die wahre Gerechtigkeit durchsetzen wird", fügte sie hinzu.

Auch der ultrarechte Bürgermeister von Medellín, Federico Gutiérrez, teilte seine Freude für den Nobelpreis an Machado mit. Sie sei eine "außergewöhnliche Frau". Er wolle sie "an der Spitze ihres Landes beim Wiederaufbau" sehen. Sie stelle eine "wahre Lektion in Sachen Führungsqualitäten und Liebe zum Vaterland".

Der Ex-Präsident Iván Duque (2018–2022), der in Kolumbien als politischer Ziehsohn Uribes gilt, hob den "unermüdlichen Kampf" von Machado "für die Rückkehr der Demokratie nach Venezuela" hervor.

Auch die kolumbianischen Präsidentschaftskandidat:innen des ultrarechten politischen Spektrums, María Fernanda Cabal und Vicky Dávila, feierten die Entscheidung des Norwegischen Nobelkomitees. Der Preis sei eine "verdiente Anerkennung" für die Freiheit ihres Volkes, so Cabal. Machados Einsatz für Demokratie und Freiheit sei ein Beispiel für Liebe, Mut und Beharrlichkeit.

Politiker:innen aus dem Mitte-Rechts-Spektrum wie der konservative Ex-Präsident Juan Manuel Santos (2010–2018), der selbst Friedensnobelpreisträger ist, gratulierten Machado ebenfalls.

Aus dem progressiven Lager gab es bislang noch keine Reaktionen. Präsident Gustavo Petro äußerte sich auf X: "Von María Corina hoffe ich, dass sie ihrem Land hilft, Dialog zu führen und den Frieden zu bewahren."