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Trotz Klimakrise und Dürre: USA fordern von Mexiko Wasserlieferungen

Wasserabkommen zwischen beiden Ländern seit 1944. Landwirtschaft leidet unter Trockenheit. Trump drohte mit Sanktionen und will US-Agrarsektor schützen

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Die Flüsse in Mexiko und den USA sind stark vom Klimawandel betroffen - wie der Río Colorado auf diesem Foto
Die Flüsse in Mexiko und den USA sind stark vom Klimawandel betroffen - wie der Río Colorado auf diesem Foto

Washington/Mexiko-Stadt. Die Regierungen Mexikos und der USA haben Sofortmaßnahmen "zum Wohle beider Länder" vereinbart, um Mexikos Rückstände bei der gegenseitigen Wasserzuteilung zu beseitigen. Dem gingen Drohungen von US-Präsident Donald Trump voraus, neue Zölle und Sanktionen gegen den wichtigsten Handelspartner zu verhängen.

Der bereits 1944 unterzeichnete internationale Wasservertrag zwischen beiden Ländern sieht vor, dass Mexiko den USA Wasser aus dem Río Grande und die USA an Mexiko Wasser aus dem Río Colorado zuteilen. Seit 81 Jahren regelt dieser Vertrag die Aufteilung der Wasserressourcen zwischen beiden Ländern über ein Netz miteinander verbundener Dämme und Becken. Demnach muss Mexiko alle fünf Jahre 2.159 Millionen Kubikmeter (1,7 Millionen acre-feet) aus dem Rio Grande liefern, während die USA verpflichtet sind, jährlich 1.850 Millionen Kubikmeter (1,5 Millionen acre-feet) aus dem Colorado River bereitzustellen.

Die Abrechnung der Wasserlieferungen erfolgt in Fünf-Jahres-Zyklen. Im Fall außergewöhnlichen Dürren dürfen Fehlmengen im folgenden Zyklus wieder aufgefüllt werden. Die Internationale Grenz- und Wasserkommission (Cila) überwacht zusammen mit der Mexikanischen Wasserkommission (Conagua) die Umsetzung der Maßnahmen.

Obwohl Mexiko geringere Mengen bereitstellen muss, hat es laut Cila aktuell weniger als 30 Prozent seiner Soll-Quote erfüllt. Die Nichteinhaltung des mexikanischen Solls hatte zu Handelswarnungen der USA geführt. Laut Präsident Trump schulde Mexiko Texas 1,3 Millionen acre-feet (1,6 Milliarden Kubikmeter) Wasser. Das sei äußerst unfair und schade den Landwirten in Südtexas. Mexiko habe den texanischen Landwirten Wasser gestohlen, was nun vorbei sei. Trump wies auch die US-Agrarministerin Brooke Rollins an, Maßnahmen zum Schutz des US-Agrarsektors zu ergreifen und Zölle und Sanktionen so lange zu verschärfen, bis Mexiko sich an den Vertrag halte.

Mexikos Präsidentin Sheinbaum zufolge hat ihre Regierung dem US-Außenministerium einen umfassenden Vorschlag zur Lösung der Wasserfrage für Texas übermittelt. Sie verwies auf die dreijährige Dürre und darauf, dass Mexiko, soweit Wasser verfügbar war, seiner Pflicht nachgekommen sei. Um den Rückstand aufzuholen, verpflichtete sich Mexiko nun zu sofortigen Wasserlieferungen an die USA und zur Erhöhung der Mengen in der nächsten Regenzeit. Gleichzeitig solle die Versorgung der vom Rio Grande abhängigen mexikanischen Gemeinden mit Wasser für den menschlichen Verzehr gewährleistet werden. Sheinbaums Regierung will 122,6 Milliarden Pesos (rund 5,5 Milliarden Euro) investieren, um den Zugang zu Wasser in Mexiko zu gewährleisten.

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Es ist unklar, wie Mexiko die sofortige Lieferung oder verstärkte Transfers während der Regenzeit gewährleisten will. Das Land ist mit einer Wasserkrise konfrontiert, die sich in den kommenden Jahren noch verschärfen könnte.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters arbeitet Mexiko an einem Plan zur Erhöhung der Wasserlieferungen an die USA. Demzufolge hätte sich die mexikanische Regierung bereit erklärt, sofort rund 150 Millionen Kubikmeter zu liefern, und plane, in den kommenden Monaten weitere 100 Millionen Kubikmeter zu liefern. Diese Mengen würden kaum 40 Prozent der vertraglich vereinbarten Menge erreichen. Die Exekutive könnte auch auf eine umstrittene neue Vertragsklausel zurückgreifen, die es der Bundesregierung erlaubt, bestimmten Bundesstaaten wie Nuevo León, Coahuila, Chihuahua und Tamaulipas zusätzliches Wasser zu entnehmen.

Die Übernutzung des Río Colorado und der Klimawandel könnten sich negativ auf die Viehzucht und die landwirtschaftliche Produktion in diesen Regionen auswirken, da das Wasser knapp ist und die anhaltende Dürre die Produktionsprobleme verschärft hat.

S&P Global Ratings zufolge könnten 20 der 32 mexikanischen Bundesstaaten bis zum Jahr 2050 ein hohes Maß an Wasserstress erleben. Demnach würde auf etwa 60 Prozent des mexikanischen Staatsgebiets der Bedarf an Süßwasser das verfügbare Angebot übersteigen. Diese Projektion berücksichtigt neben der Häufigkeit von Dürren auch Faktoren wie die industrielle Entwicklung, das Bevölkerungswachstum und die Wirksamkeit der öffentlichen Maßnahmen zur Wasserbewirtschaftung.

Im laufenden Jahrzehnt sind bereits elf Bundesstaaten mit schwerem Wasserstress konfrontiert, vor allem Baja California, Baja California Sur, Aguascalientes, Mexiko-Stadt, Morelos, Sonora, Chihuahua, Sinaloa, Zacatecas und Guanajuato. Bei einem Klimaszenario mit moderaten Emissionen werden in den nächsten 30 Jahren auch Nuevo León, Tamaulipas, Coahuila, San Luis Potosí, Querétaro, Tlaxcala, Hidalgo, Colima und Jalisco betroffen sein.