New-York. Boliviens indigener Vizepräsident David Choquehuanca soll Kandidat für den Posten des Generalsekretärs der Vereinten Nationen werden. Diesen Vorschlag unterbreiteten 36 Organisationen aus Bolivien am Freitag auf der 24. Sitzung des "Ständigen Forums für indigene Angelegenheiten" der UN in New York.
Choquehuanca verkörpere "eine uralte Version von Frieden und Harmonie mit Mutter Erde", begründete Justo Molina, Präsident der Konföderation der indigenen Völker Boliviens, den Vorschlag bei einer Pressekonferenz.
Lucio Quispe vom bolivianischen Gewerkschaftsbund der Landarbeiter führte aus, Choquehuanca solle "eines Tages, hoffentlich mit der Hilfe anderer Nationen, die indigenen Völker der Welt präsentieren". Die "Indigenen müssen Protagonisten des Wandels sein, zur Beendigung der Armut."
Der aktuelle Generalsekretär, der Portugiese António Guterres, übt das Amt in seiner zweiten Amtszeit bis Anfang 2027 aus. Üblicherweise kandidieren Generalsekretäre nicht für eine dritte Amtszeit. Zurzeit können aus der Region Lateinamerika und der Karibik Vorschläge für den Posten eingereicht werden.
Choquehuanca, der der indigenen Volksgruppe der Aymara angehört, die vor allem in den Andenregionen von Bolivien, Chile und Peru leben, ist amtierender Vizepräsident Boliviens. Er war von 2006 bis 2017 Außenminister während der Präsidentschaft des ersten indigenen Präsidenten des Landes, Evo Morales. Von 2017 bis 2019 war er Generalsekretär der Bolivarischen Allianz für die Völker unseres Amerikas (Alba). Der 63-Jährige studierte Geschichte und Völkerkunde, engagierte sich in der Studenten- und Gewerkschaftsbewegung und ist Autor mehrere Bücher.
Über den Tellerrand schauen?
Mit Ihrer Spende können wir Ihnen täglich das Geschehen in Lateinamerika näher bringen.
Die indigenen und kleinbäuerlichen Organisationen aus Bolivien wandten sich mit weiteren Forderungen an das UN-Gremium. So forderte Quispe, den Namen des Ständigen Forums für indigene Fragen der UN in "Ständiges Forum für indigene Völker" zu ändern. Er führte aus, die indigenen Völker sollten direkt am Forum beteiligt und nicht "von Nichtregierungsorganisationen oder Stiftungen vertreten werden." Weiter forderte der Gewerkschafter, das Thema des globalen Klimawandels stärker auf die Tagesordnung zu setzen.
Guillermina Kuno, Vorsitzende der Nationalen Frauenkonföderation der indigenen Bäuerinnen Boliviens, bat um internationale Unterstützung für die Einbeziehung der Stimme des Ständigen Forums in die kritische Untersuchung des Kokablattes.
In Bolivien ist das Kauen von Kokablättern seit Jahrhunderten weit verbreitet, die Verfassung von 2009 stellt diese Tradition als Bestandteil der nationalen Kultur unter Schutz. Im Jahr 2013 erwirkte die Regierung Morales im Rahmen der UN-Drogenkonvention eine Ausnahmeregelung für Bolivien, mit der das Verbot des Koka-Kauens aufgehoben wurde (amerika21 berichtete).
Weiter forderte Kuno die Anerkennung der Wiphala in der UNO. Die Flagge repräsentiert verschiedene indigene Völker in Bolivien aber auch in Ecuador, Peru sowie in Teilen von Chile und Argentinien. Außerdem setzte sie sich für einen Internationale Tag der indigenen Frauen ein.