Washington et al. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat Genehmigungen widerrufen, die es einer Reihe ausländischer Unternehmen erlaubten, im venezolanischen Ölsektor tätig zu sein.
Medienberichten zufolge hat das US-Finanzministerium Repsol (Spanien), Eni (Italien) und Maurel & Prom (Frankreich) eine Frist bis zum 27. Mai gesetzt, um ihre Öl- und Gasaktivitäten in dem karibischen Land zu beenden.
Die drei europäischen Unternehmen halten derzeit Minderheitsbeteiligungen an gemeinsamen Projekten mit Venezuelas staatlicher Ölgesellschaft PDVSA. Laut Orinoco Research fördern die drei Unternehmen zusammen 83.000 Barrel Rohöl pro Tag (bpd), was etwa zehn Prozent der derzeitigen venezolanischen Produktion entspricht.
Betroffen sind zudem das indische Unternehmen Reliance Industries und die US-Firma Global Oil Terminals.
Die Entscheidung Washingtons war erwartet worden, nachdem Chevron kürzlich die Lizenz für die Förderung und den Export von Rohöl aus seinen Joint Ventures mit PDVSA entzogen worden war. Dem US-Ölkonzern wurde zunächst eine Frist bis zum 3. April gesetzt, die später bis zum 27. Mai verlängert wurde.
Die Unternehmen hatten Lizenzen und Ausnahmegenehmigungen erhalten, um ihre Tätigkeit in Venezuela wieder aufzunehmen. Diese Regelungen waren die einzige signifikante Abweichung der Regierung von Joe Biden von der "Politik des maximalen Drucks", die Trump in seiner ersten Amtszeit eingeführt hatte.
Die venezolanische Ölindustrie unterliegt nach wie vor Finanzsanktionen und einem Exportembargo. In den letzten Jahren wurden auch mehrere Zwischenhändler und Schifffahrtsunternehmen ins Visier genommen, um Caracas’ Haupteinnahmequelle im Ausland abzuschneiden.
Europäische Unternehmen würden eigentlich nicht gegen die primären Sanktionen verstoßen, da sie nicht in die Zuständigkeit des US-Finanzministeriums fallen. Washington hat jedoch unverhohlen mit sekundären Sanktionen gedroht, was multinationale Firmen dazu veranlasst, eine Genehmigung einzuholen, bevor sie mit venezolanischen Geschäftspartnern in Beziehung treten.
Der verstärkte Druck auf Venezuelas wichtigsten Industriezweig folgt auf die Drohung des Weißen Hauses, "Sekundärzölle" auf jedes Land zu erheben, das venezolanische Öl- und Gaslieferungen erhält. China, das Hauptzielland für venezolanisches Rohöl, kritisierte die Maßnahme und forderte Washington auf, "die Einmischung in venezolanische Angelegenheiten einzustellen".
Die Regierung von Nicolás Maduro erklärte ihrerseits, dass sie eine "flüssige Kommunikation" mit ihren ausländischen Partnern aufrechterhalte und versicherte, bestehende Verträge weiterhin zu erfüllen. In dem Kommuniqué bekräftigte Caracas seinen Aufruf zu ausländischen Investitionen in seinen Energiesektor. Internationale Unternehmen bräuchten keine Lizenz oder Genehmigung von einer ausländischen Regierung, da Venezuela keine extraterritoriale Gerichtsbarkeit anerkenne oder anwende.
Regierungsvertreter haben die jüngste Eskalation der Zwangsmaßnahmen Washingtons scharf kritisiert und betont, dass die Ölindustrie und die Wirtschaft des Landes ihre jüngsten positiven Trends dennoch fortsetzen würden.
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Repsol und Eni besitzen jeweils 50 Prozent der Anteile am Gas-Offshore-Projekt Cardón IV, das thermoelektrische Anlagen im Westen Venezuelas sowie das inländische Verteilungsnetz für Kochgas versorgt. Cardón IV hatte im Jahr 2023 eine tägliche Fördermenge von rund 600 Millionen Kubikfuß Gas.
Das Projekt unterliegt nicht den primären Sanktionen, da PDVSA keine Mehrheitsbeteiligung hält. Die Firmen brauchen jedoch die Genehmigung des US-Finanzministeriums, um Zahlungen für an PDVSA geliefertes Erdgas zu erhalten und Sekundärsanktionen zu vermeiden.
Der Repsol-Vorstandsvorsitzende Josu Jon Imaz äußerte zur US-Entscheidung, das Unternehmen führe "direkte Beziehung und einen offenen und fließenden Dialog" mit der Regierung Trump, um zu prüfen, ob man in der Lage sei, "Mechanismen zu finden", um weiterhin in Venezuela tätig zu sein. Fast 85 Prozent der Produktion in Venezuela sei Erdgas, das auch einen Teil des Elektrizitätssystems im gesamten Westen des Landes versorge, erklärte er.
Der spanische Minister für Wirtschaft, Handel und Unternehmen, Carlos Cuerpo, bekräftigte am Montag, dass Spanien Repsol bei seinen Kontakten mit der US-Regierung "begleitet", damit das Unternehmen seine Aktivitäten in Venezuela aufrechterhalten kann. Außenminister José Manuel Albares betonte, Madrid werde die Interessen eines der größten Unternehmen des Landes verteidigen.
Unterdessen soll der Erdölkonzern laut Berichten Trump eine "Partnerschaft" vorgeschlagen haben, um "den wachsenden Einfluss Chinas, Russlands und des Irans auf den venezolanischen Ölsektor einzudämmen". Das Unternehmen sei der Ansicht, dass diese Länder eine "Bedrohung für die westlichen Interessen in der Region" darstellten.
In seinem Vorschlag hätte Repsol seine Fähigkeit betont, als "wirksames Hindernis für antiwestliche Kräfte" zu fungieren, die nach Ansicht des Unternehmens versuchen, die Kontrolle über die Ölfelder Venezuelas "zum Nachteil der westlichen Demokratien" zu übernehmen.
Eni gab seinerseits eine Erklärung ab, in der es die "vollständige Einhaltung der internationalen Sanktionen" zusicherte und gleichzeitig versprach, nach Möglichkeiten zu suchen, den Erdgasvertrieb auf dem venezolanischen Inlandsmarkt fortzusetzen.
In einer Pressemitteilung von Maurel & Prom heißt es, man prüfe "die Auswirkungen" der US-Entscheidung mit Rechtsberatern. Die Aktien des Unternehmens fielen am Montag um 15 Prozent, und auch Repsol und Eni mussten leichte Einbußen hinnehmen.
Die Trump-Regierung entzog auch der indischen Reliance Industries und dem US-Unternehmen Global Oil Terminals die Exportlizenzen.
Reliance hatte seit der zweiten Hälfte des Jahres 2024 rund 70.000 bpd venezolanisches Rohöl importiert.
Das US-Unternehmen Global Oil Terminals, das dem Milliardär und Spender der Republikanischen Partei, Harry Sargeant III gehört, war ein wichtiger Abnehmer von Bitumen. Ihm wurde ebenfalls eine Frist für Transaktionen mit PDVSA bis 27. Mai gesetzt.