Brasília. Die Frauenorganisation innerhalb der brasilianischen Landlosenbewegung MST solidarisiert sich mit einer angegriffenen indigenen Dorfgemeinschaft in Südbrasilien. Die MST-Frauen übergaben im März 5.000 Kilo Lebensmittel aus eigenem Anbau der Gemeinschaft der Ava Guaraní, in dem Gebiet von Guaíra im Osten des Bundestaates Paraná.
"Wir bringen das Beste, was wir haben, um es zu teilen. Diese Allianz zu stärken ist für uns wesentlich. Der MST kämpft für dieses Land und die Interessen der Indigenen. Wir haben eine kameradschaftliche Beziehung", erklärte Sandra Ferrer vom MST Paraná.
Die Übergabe von Reis, Bohnen, Bananen, Öl und Salz, auch für weitere Dörfer, bildet diesen Monat den Auftakt für verstärkte Aktivitäten der "Frauen ohne Land" im Südosten Brasiliens.
Der Hintergrund der Spendenaktion: Ende 2024 war das indigene Dorf von einer bewaffneten Gruppe überfallen worden. Die Dorfgemeinschaft wurde beschossen, es gab vier Verletzte. Auch zwei Wohnhütten hatten die Angreifer in Brand gesetzt. Von den staatlichen Stellen fühlen sich die Indigenen seitdem nicht ausreichend wahrgenommen und beschützt.
Der Konflikt um das Land, auf dem sie jetzt leben, hat seinen Ursprung in der Vertreibung der Indigenen aus ihrem angestammten Territorium für den Bau des Staudammes Itaipú. Seit 2018 kämpfen sie bereits um eine Rückkehr.
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Die Indigenenbehörde Funai hat ihnen ihr traditionelles Gebiet wieder zugesprochen, doch die offizielle Demarkierung zieht sich schon viele Jahre hin. Im Juli 2024 haben die Indigenen in der Region Guasu Guavirá das Dorf Yvy Okaju sowie sieben weitere Dörfer mittels Landokkupation neu gegründet. Seitdem erleben die Avá Guaraní immer wieder Attacken durch bewaffnete Gruppen.
Für Paulina Kunha Takua Rocay Ponhy Martines, Sprecherin des Dorfs Yvy Okaju, steht das Recht der Gemeinschaft auf das besetzte Territorium außer Frage. "Von dem Moment an, in dem ein Kind im Bauch seiner Mutter ist, hat es schon ein Recht darauf zu kämpfen und ein Recht auf Land, garantiert vom Staatschef Brasiliens", sagte sie.
Lokale Medien würden eine Desinformation betreiben, beklagt sie: "Sie sagen, wir seien aus Paraguay, wir sollten an unseren Ursprungsort zurückkehren. Doch woher kommen wir? Wir stammen von diesem Land. Wir sind auch nicht von der anderen Seite des Meeres gekommen."
Die Solidaritätsaktion der MST-Frauen, bei der auch ein großes gemeinsames Wandbild im Dorf entstanden ist, soll die Gewalt anprangern, der die Avá Guaraní ausgesetzt sind – und die brasilianischen Autoritäten unter Druck setzen.