Bolivien / Politik

Wahlen im August in Bolivien: Evo Morales will erneut kandidieren

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Mit der "Front für den Sieg" möchte Evo Morales erneut Staatspräsident werden
Mit der "Front für den Sieg" möchte Evo Morales erneut Staatspräsident werden

La Paz. Boliviens Ex-Präsident Evo Morales kündigt seine Präsidentschaftskandidatur für die Wahlen im August 2025 mit der Partei Front für den Sieg (FPV) an. Diese Ankündigung ist hochumstritten und ob Morales tatsächlich bei der Wahl antreten darf, hängt vom Obersten Wahlgericht ab.

Bolivien steuert auf eine ungewisse Präsidentschaftswahl am 17. August 2025 zu. Der frühere Präsident Morales (2006-2019) verließ seine langjährige Partei Bewegung zum Sozialismus (MAS). Die FPV, mit der er jetzt kandidieren möchte, wurde 2009 gegründet und konnte bei bisherigen Wahlen nur Ergebnisse von unter einem Prozent erreicht. Das Oberste Wahlgericht (TSE) prüft die Rechtmäßigkeit der FVP und wird im März über deren Gültigkeit entscheiden.

Es ist jedoch hochumstritten, ob Morales als Präsidentschaftskandidat antreten darf. Nach Meinung des Obersten Wahlgerichts darf er das nicht. Zudem läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen sexuellen Missbrauchs und Menschenhandels einer Minderjährigen (amerika 21 berichtete). 

Die Kandidatur von Morales mit der FPV wurde bei einer Pressekonferenz in Lauca Ñ in Cochabamba verkündet, wo sich Morales derzeit aufhält. Dort rief er seine Anhänger:innen zur Einheit auf: "Mit der FPV werden wir die Wahlen gewinnen. Es geht um die Rettung Boliviens".

Morales und seine Anhänger:innen beharren weiter auf seiner Kandidatur, obwohl die Verfassungsverordnung 0083/2024 ECA eine kontinuierliche oder diskontinuierliche Wiederwahl des ehemaligen Präsidenten verbietet.

Der rechte Oppositionspolitiker und Ex-Präsident Jorge Quiroga verurteilte die Ankündigung Morales und sagte, ganz Bolivien wisse, dass Morales nicht kandidieren dürfe.

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Der Vizepräsident des Obersten Wahlgerichts, Francisco Vargas, kündigte eine rasche Prüfung der Rechtslage und eine Entscheidung über die FPV für den 20. März an. Sollte das TSE sie suspendieren, wäre Morales erneut ohne politische Plattform.

Die politische Landschaft Boliviens ist weiterhin tief gespalten und durchlebt eine tiefe wirtschaftliche Krise. Wer genau als Präsidentschaftskandidat:in antreten wird, ist derzeit noch unklar. Während sich der rechte Oppositionsblock auf den Kandidaten und ehemaligen Präsidenten Jorge Quiroga (2001-2002) zu einigen scheint, wird die MAS ihr Kandidatenduo am 11. April bekannt zu geben.

Der amtierende Präsident Luis Arce wird weiterhin als Spitzenkandidat gehandelt. Von seinen Anhänger:innen wird betont, dass die vom Präsidenten angestoßenen Projekte nur dann Kontinuität und Ergebnisse aufweisen werden, wenn Arce eine weitere Periode im Amt bleibt.

Zudem sprach sich der derzeitige Vizepräsident David Choquehuanca bei der Kandidatennominierung für die Anwendung des Chacha-Warmi-Prinzips (Mann-Frau), also für eine paritätische Aufstellung der Kandidaten:innen aus. Dieser Vorschlag wird insbesondere von sozialen Organisationen unterstützt. Wer jedoch als weibliche Vizepräsidentschaftskandidatin für die MAS antreten wird, ist bisher unklar. 

Laut einer im Januar veröffentlichten Wahlumfrage führt der derzeitige Senatspräsident Andrónico Rodríguez von der MAS mit 16 Prozent die Umfragen an, gefolgt von Cochabambas Bürgermeister Manfred Reyes Villa mit 15 Prozent. Jorge Quiroga lag mit neun Prozent vor Luis Fernando Camacho, für den sieben Prozent stimmen würden, während die Zustimmungswerte für Arce bei lediglich zwei Prozent lagen. Morales tauchte in der Umfrage nicht auf, da er offiziell nicht als Kandidat gilt.