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Venezuela: Ölsektor bleibt stabil, Unsicherheit im Hinblick auf Trumps Politik

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Die Raffinerie Amuay auf der Halbinsel Paraguaná im Bundesstaat Falcón (Mai 2022)
Die Raffinerie Amuay auf der Halbinsel Paraguaná im Bundesstaat Falcón (Mai 2022)

Caracas. Die Ölindustrie Venezuelas hat trotz anhaltender Einschränkungen durch US-Sanktionen eine konstante Fördermenge beibehalten.

Der jüngste monatliche OPEC-Bericht beziffert die Fördermenge im Dezember auf 886.000 Barrel pro Tag (bpd), wie aus sekundären Quellen hervorgeht. Diese Zahl liegt leicht über den 877.000 bpd im November und entspricht einem Anstieg von 100.000 bpd im Vergleich zum Dezember 2023.

Die staatliche Ölgesellschaft PDVSA meldete ihrerseits eine Fördermenge von 998.000 bpd im Dezember, gegenüber 960.000 im Vormonat.

Die Rohöl- und Nebenproduktexporte gingen im vergangenen Monat auf 756.000 bpd zurück, nachdem sie im November mit 974.000 bpd ein Fünfjahreshoch erreicht hatten.

Die Exporte von Öl stiegen im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 um durchschnittlich 10,5 Prozent. China blieb das Hauptziel für venezolanisches Rohöl.

Auch profitierte PDVSA von den höheren Rohölpreisen, wobei die bevorzugte Mischung des Landes, Merey, im Jahresvergleich um durchschnittlich 1,38 Prozent stieg.

Seit 2017 haben die USA die wichtigste Industrie Venezuelas mit zahlreichen Zwangsmaßnahmen ins Visier genommen, darunter Finanzsanktionen, ein Exportembargo und sekundäre Sanktionen. Damit sollte die Haupteinnahmequelle des Landes abgeschnitten werden, um einen Regime Change herbeizuführen.

Die Sanktionen führten dazu, dass die Fördermenge von fast zwei Millionen bpd Mitte 2017 auf einen Tiefstand von rund 350.000 Barrel drei Jahre später sank. Die Branche hat sich allmählich erholt, aber die Schwelle von einer Million bpd noch nicht überschritten.

Im Oktober 2023 erteilte das US-Finanzministerium die General License 44 (GL44), eine sechsmonatige Ausnahmegenehmigung, die es Caracas erlaubte, Rohöl zu exportieren, ohne Preisnachlässe zu gewähren oder auf unzuverlässige Zwischenhändler zurückzugreifen.

Die Regierung von Joe Biden ließ diese Lizenz im April 2024 auslaufen und verhängte erneut Sanktionen mit der Begründung, die Regierung von Nicolás Maduro erfülle nicht ihren Teil eines Wahlabkommens mit der ultrarechten Opposition. Caracas hat die von den USA angeführten Sanktionen wiederholt angeprangert und bezeichnet sie als "Wirtschaftsterrorismus".

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Nach dem Auslaufen von GL44 mahnte das US-Finanzministerium alle Unternehmen, eine Genehmigung zu beantragen, bevor sie mit dem venezolanischen Ölsektor Geschäfte machen, da sonst sekundäre Sanktionen drohten.

Reliance Industries aus Indien war das einzige Unternehmen, das grünes Licht erhielt. PDVSA hat mehrere Ladungen an indische Raffinerien verschifft, und die beiden Unternehmen haben auch das Rohöl-gegen-Naphtha-Tauschgeschäft wieder aufgenommen.

Nach den Präsidentschaftswahlen vom 28. Juli 2024 und Maduros Vereidigung für eine dritte Amtszeit am 10. Januar diesen Jahres hat Washington weitere Sanktionen gegen einzelne Amtsträger verhängt, auch gegen PDVSA-Präsident Héctor Obregón, der das Amt im August 2024 übernahm.

Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus hat Spekulationen und Lobbyarbeit im Zusammenhang mit seiner Venezuela-Politik angeheizt, insbesondere im Hinblick auf den Ölsektor.

Der außenpolitische Hardliner Marco Rubio wird Trumps Außenminister. Am Mittwoch war seine Anhörung zur Bestätigung durch den Senat. Es wird erwartet, dass er sich den Posten mit Unterstützung beider Parteien sichern wird. Der langjährige Senator von Florida versprach eine "robuste" Außenpolitik, die den Interessen der USA Vorrang einräume.

Die Anhörung wurde kurz von Aktivisten unterbrochen, die die Auswirkungen der US-Sanktionen auf Kuba, Nicaragua und Venezuela anprangerten.

Rubio war ein entschiedener Befürworter der Politik des "Maximalem Drucks" der ersten Trump-Administration, um die Maduro-Regierung zu stürzen.

Vertreter der ultrarechten venezolanischen Opposition haben die US-Behörden indes aufgefordert, Chevron die derzeitige Lizenz für den Betrieb seiner Joint Ventures zu entziehen. Der US-Ölriese hält Minderheitsbeteiligungen an vier Projekten, die derzeit rund 20 Prozent der Fördermenge Venezuelas ausmachen.

Im Gegensatz dazu haben Energielobbyisten und einige rechtsgerichtete Denkfabriken das Weiße Haus aufgefordert, die bestehende Sanktionsarchitektur zum Vorteil von US-Unternehmen zu nutzen und als Instrument zur Aushandlung der Abschiebung venezolanischer Migranten einzusetzen.

Die Biden-Regierung hat in den letzten Tagen ihrer Amtszeit ausgeschlossen, bestehende Lizenzen zu entziehen, sich aber verpflichtet, "eine Reihe von Empfehlungen" an ihre Nachfolger abzugeben.